Heroischer Kinderglaube im gottlosen Regime

- 5 - Der Pater bemerkt: "Wir schrieen als müßten wir Mauern umwerfen", sagte mir eines der Mädchen. Angst, im Augenblick bezwungener, aber zum Weiternagen bereiter Zweifel, das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das unter dem Impuls einer Kameradin, die sich als Führerin offenbarte, aufgeweckt worden war, alles das wirkte zusammen: es fehlte nur die Erwartung eines Wunders. 'Ich rief, aber ich erwartete nichts Ungewöhnliches', gestand mir eines der Kinder." U n d d a g e s c h a h e s . Die Mädchen blickten nicht auf die Tür; sie schauten auf die gegenüberliegende Wand, und an der weißen Wand auf Angela. Die Tür aber öffnete sich lautlos… Sie bemerkten es, denn das ganze Tageslicht strömte zur Türe hin. Das Licht wurde stärker und stärker und verwandelte sich in eine feurige Kugel. Da bekamen die Kinder Angst, aber alles vollzog sich so rasch, daß sie nicht Zeit fanden zu schreien. Die Kugel öffnete sich, ein Kind erschien darin, schön, wie sie noch keines gesehen hatten. Das Kind lächelte ihnen zu, ohne ein Wort zu sagen. Die Kinder empfanden keine Angst mehr, es herrschte nur noch Freude! Es dauerte... einen Augenblick..., eine Viertelstunde... oder noch länger? - Sonderbar, darüber gingen die Aussagen auseinander. Tatsache ist, daß das Ereignis die Dauer der Schulstunde nicht überschritt. Das Kind war "weiß gekleidet und glich einer kleinen Sonne. Es hat das Licht hervorgebracht" (d. h. das Licht ging von der Erscheinung selbst aus). "Das Tageslicht erschien wie schwarz daneben." Einige Mädchen waren geblendet, ihnen schmerzten die Augen. Andere betrachteten die Erscheinung des Kindes unbehindert. Dann verschwand es in der Lichtkugel, die "langsam, langsam schmolz". - Die Mädchen, von Freude überflutet, vermochten kein Wort hervorzubringen... Plötzlich zerriß ein greller Schrei die Stille. Fahl, die Augen traten ihr aus den Höhlen, rief die Lehrerin: "E s i s t g e k o mm e n ! - E s i s t g e k o mm e n ! " Darauf floh sie aus dem Raum und schlug die Tür hinter sich zu. Angela schien wie aus einem Traum zu erwachen. Sie sagte nur: "Seht ihr, es hat uns gehört! Und jetzt wollen wir danken!" – Alle knieten nieder und beteten ein Vaterunser, ein AveMaria und ein Gloria. Dann verließen sie das Klassenzimmer, denn es läutete zur Pause. Pater Norbert ergänzt: "Das Ereignis wurde natürlich bekannt. Ich befragte die Kinder einzeln. Ich darf unter Eid erklären, daß ich in ihren Aussagen nicht den geringsten Widerspruch gefunden habe." Die Lehrerin mußte in eine Irrenanstalt gebracht werden. Pater Norbert versuchte mehrmals, sie zu besuchen. Priestern wurde jedoch der Zutritt verweigert. Angela beendete die Schule. Als ältestes Kind einer großen Familie wurde sie zur Stütze ihrer Mutter.

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