Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 20 - Auch die Tatsache der biologischen und kulturellen Aufwärtsentwicklung der menschlichen Rasse läßt den Auferstehungsglauben in Zweifel ziehen: Am Ende der Welt würden sich Urzeitmenschen und Homo sapiens, Pygmäen und Menschen der Neuzeit gegenüberstehen. Verstorbene Säuglinge und Greise müßten erst einen funktionstüchtigen Leib erhalten. Das sind für viele Menschen befremdliche Vorstellungen. Noch unglaublicher wird der kirchliche Standpunkt, wenn man im Dogmenkommentar von Ott (a.a.O., S. 585) liest: "Zur Integrität des Auferstehungsleibes gehören auch die Organe des vegetativen und sensitiven Lebens einschließlich des Geschlechtsunterschiedes. Die vegetativen Funktionen werden jedoch nicht mehr stattfinden. Mt. 22, 30; 'Sie sind wie die Engel Gottes im Himmel'." Zum Abschluß des Themas "Auferstehung des Fleisches" sei einer der letzten Paulusbriefe zitiert. Seine letzten Zeugnisse gelten allgemein als aussagekräftiger, da Paulus erst während einer langen Entwicklungszeit seine ursprünglich römisch-jüdische Haltung in eine echt christliche verwandeln konnte. Paulus schreibt: Philipperbrief 3, 10ff.: "Ihn möchte ich gewahr werden, in der Kraft seiner Auferstehung wie in der Gemeinschaft mit seinen Leiden, indem ich die Gestalt seines Todes miterleide, um so hingelangen zu dürfen zur Auferstehung von den Toten. Nicht als hätte ich (sie, nicht es) schon erlangt oder als wäre ich schon am Ziele . . ." Das Wörtchen "es", das an dieser Stelle des deutschen Textes erscheint, fehlt im Griechischen. Im richtigen Satzbezug muß stattdessen im Deutschen "sie" stehen, bezogen auf die "Auferstehung der Toten."24 Nun ergibt diese grammatikalisch richtige Übersetzung für den üblichen Kirchenglauben keinen Sinn: Wieso bezweifelt Paulus, der doch als Briefschreiber noch lebt, bescheiden, daß er die "Auferstehung der Toten" noch nicht erlangt habe? Mit Sicherheit meint er nicht die Auferstehung des Fleisches, die er nach heutiger, kirchlicher Auffassung am Jüngsten Tage erleben wird. Er kann nur dasselbe meinen, was auch die vorangehenden Untersuchungen erbracht haben, nämlich, ob er schon am vollen Leben mit Christus teilnehmen könne, oder, anders ausgedrückt, ob er schon die letzte Wiederbelebung oder Wiederverkörperung erlangt habe. Etwas weiter schreibt er dann: Phil. 3, 20f.: "Unser Heimatrecht aber ist im Himmel, von wo wir auch den Heiland erwarten, den Herrn Jesus Christus. Er wird unseren armseligen Leib umgestalten, daß er teilhabe an der Gestalt seines verherrlichten Leibes . . ." Diese Formulierung steht übrigens einer Auffassung von der Möglichkeit eines Lebens in verschiedenen irdischen Körpern nicht entgegen. Ein weiteres Argument der christlichen Gegner der Wiedergeburtslehre ist die Auffassung, daß sie der christlichen Erlösungslehre widerspreche. 24 Dr. Günther Schwarz: Wiedergeburt - Wahn oder Wirklichkeit (unveröffentlicht), Kapitel "Auferstehung oder Wiedergeburt", S. 19-25

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