Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 25 - Verstorbene Kleinkinder, denen das bloße Ritual der Wassertaufe, aus welchem Grunde auch immer, versagt war oder nichts davon wußten, können nicht zur Anschauung Gottes kommen, auch nicht die Menschen, die keiner christlichen Konfession angehörten - gleich welchen Lebenswandel sie auch führten, und das, obwohl Christus ausdrücklich alle Menschen erlöst hat. Kann man unter diesen Umständen überhaupt an Gott glauben? Kann eine Welt so aussehen wie die unsere, obwohl sie für alle Zukunft von Christus erlöst wurde? Der christliche Kirchenglaube weist also bei kritischer Betrachtung zum Teil erhebliche Widersprüche auf, nicht nur innerhalb der verschiedenen Lehrmeinungen der christlichen Konfessionen, sondern auch innerhalb des geschlossenen Glaubenssystems der Dogmen der katholischen Kirche. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn die Menschen unserer Zeit, die folgerichtig zu denken gewohnt sind, immer mehr an den von den Kirchen gelehrten Glaubenswahrheiten zweifeln. Bietet sich in dieser Situation die Reinkarnationslehre als fehlendes Mosaiksteinchen zur Vervollständigung unseres Wissens an oder bestehen unüberwindliche Gegensätze zwischen dieser und dem christlichen Glauben? In der bisherigen Diskussion um dieses Thema zeigt es sich, daß man von der Voraussetzung ausgeht, das christliche Glaubensgut sei eine in sich schlüssige und unwiderlegbare Einheit, klar abgegrenzt gegenüber anderen Religionen und Glaubenslehren. Was nicht zum eigenen System paßt, wird daher als "irrig" und "antichristlich" abgelehnt. Man macht sich jedoch nicht die Mühe, der angegriffenen Irrlehre zusammenhängend die eigene kirchlich konfessionell ausgerichtete Glaubenslehre gegenüberzustellen. Wer jedoch auf der Suche nach der Wahrheit ist, muß einen Vergleich anstellen können, der erst ein eigenes Urteil möglich macht. Die Methode, punktuelle Unterschiede aufzuzeigen und daraufhin von vornherein eine Lehre als falsch zu verwerfen, erlaubt diese Urteilsbildung jedoch nicht. Daher soll der aufge-schlossene Leser die Möglichkeit erhalten, in einer Gesamtschau zwei Lehrsysteme zu überblicken. Es wird sich zeigen, daß einzelne Teile des kirchlichen Glaubens sich durchaus wie Mosaiksteine in das Gesamtbild der Wiederverkörperungslehre einfügen, andere dagegen nicht, da sie aus der göttlichen Gesamtoffenbarung in menschlichem Eigenwillen und ohne Rücksicht auf das Ganze umgearbeitet, manche ganz daraus entfernt wurden. Darum ist es nicht verwunderlich, daß das Mosaikbild kirchlichen Glaubens dem kritischen Betrachter unausgewogen und teilweise disharmonisch erscheint.

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