Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 29 - Die Lehre von Reinkarnation und Karma erscheint auch in der Prophetie. Da in der Prophetie "die unmittelbare geistige Verbindung des Menschen mit Gott" hergestellt wird, gehört sie ebenfalls zur Geistesrichtung des Spiritualismus. Im Neuen Testament wird den Menschen geraten, mit der geistigen Welt in Verbindung zu treten, um von dort Belehrungen zu empfangen. "Geistesgaben" werden in 1. Kor. 12 diese "außersinnlichen Fähigkeiten" genannt. Was heute oft als "niederer Spiritismus" verurteilt wird, bezeichnet Paulus als "Zungenreden". Dieser Ausdruck beschreibt, was dabei geschieht: die Zunge des Sprechers bringt Worte und Laute, oft sogar in fremder Sprache hervor, die jedoch den Verstand des Sprechers nicht berühren, da er sich in Trance befindet. Paulus verachtet das Zungenreden nicht, stellt es aber rangmäßig hinter das prophetische Wort: 1. Kor. 14, 5: "Ich wünschte zwar, ihr möchtet alle in Zungen reden, mehr aber noch, ihr möchtet prophetisch reden; höher steht der prophetisch Redende als der in Zungen Redende, es sei denn, daß er die Auslegung gibt, damit die Gemeinde Erbauung empfange." 1. Kor. 14, 39-40: "Darum, Brüder, bemüht euch um prophetisches Reden, und verhindert das Zungenreden nicht! Alles aber geschehe in Würde und Ordnung." Wer mit Zungen redet, dessen Medialität ist etwas entwickelt. Erkennt er nun darin ein bedeutungsvolles Gut, dann kann er sich dem Geistigen mehr und mehr zuwenden, sich selbst höher entwickeln und so auch für höhere Einsprachen heranreifen. Die Propheten kommen in der Rangfolge gleich nach den Aposteln: 1. Kor. 12, 27-28: "Ihr aber seid Christi Leib und jeder einzelne ist ein Glied an ihm. So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt, die andern als Propheten, die dritten als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Wunder zu tun, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede." Es leuchtet ein, daß Aussagen von Propheten rangmäßig höher zu bewerten sind als mediale Kundgaben, vor allem in Streitfragen. Dies gilt auch in bezug auf die Reinkarnationslehre, insbesondere, wenn Aussagen in Einzelheiten Unterschiede aufweisen. Was sind aber wahre Propheten? Laut Duden41 ist ein Prophet ein "von Gott berufener und begeisterter Mahner, Seher, Weissager". Durch ihn wirkt Gott selbst, ihn als sein Werkzeug benutzend. Er kommt mit einem Auftrag Gottes in diese Welt, um die Menschheit zu mahnen, zu belehren und zur geistigen Umkehr zu bewegen. Die Kennzeichen eines wahren Propheten gibt Jesus Christus selbst bekannt: Joh. 7, 17-18: "Wenn jemand bestrebt ist, seinen (= Gottes, d. Verf.) Willen zu tun, wird er erkennen, ob die Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede. Wer aus sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahr, und kein Trug ist in ihm." Die Theologen verhalten sich heute gegenüber dem neueren Prophetentum völlig ablehnend und verwerfen folgerichtig auch die Lehren aus Prophetenmund. Die kirchliche Lehrentscheidung (sent. certa) lautet: "Mit Christus und den Aposteln wurde die allgemeine Offenbarung abgeschlossen." 42 Und Karl Rahner stellt fest: 41 Duden - Fremdwörterbuch, a.a.O., S. 577 42 Ott, a.a.O., S. 8

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