Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 3 - Auch findet sich bei sehr vielen Naturvölkern der Glaube an die Wiederverkörperung des unsterblichen Teiles im Menschen,7 was darauf schließen läßt, daß dieses uralte Wissen im Menschengeschlecht angelegt ist. Das religiöse Empfinden früherer Völker mag mit den Grundwahrheiten des Seins noch enger verknüpft gewesen sein, als die Religionsformen der heutigen Zeit es sind, die mehr unter Mitwirkung des Intellektes gebaut wurden. Ebenso wird der Gedanke der Reinkarnation von großen esoterischen Gruppen vertreten, wie den Anthroposophen, Theosophen, Rosenkreuzern und Lorber-Gruppen. Walter Brugger, SJ., (Societas Jesu, Ordenskürzel: SJ) dessen Aufsatz "Wiederverkörperung" von den Gegnern der Wiedergeburtslehre immer wieder zitiert wird, beklagt darin, daß sich viele Menschen vom Christentum entfernt hätten und - infolge Mangels an Kritik, infolge geringer geistiger Durchbildung und infolge der durch das moderne Leben aufgestachelten Neugier - das alte Wahre wenig anziehend fänden. Im gleichen Atemzug verurteilt er Sektenwesen, populären Okkultismus, Wundersucht, Prophetenmanie und Wiedergeburtslehre. Seine ablehnende und starre Argumentationsweise ist typisch für viele im kirchlichen Dogmatismus verhaftete Theologen, die gegen die Reinkarnation zu Felde ziehen. So leitet er seine Argumentation mit folgenden Worten ein: "Die folgenden Ausführungen über Reinkarnation oder Seelenwanderung haben nicht in erster Linie den Zweck, eingeschworene Anhänger dieser Lehre von deren Unhaltbarkeit zu überzeugen. Diese haben ihre phantastischen Anschauungen meist in ein System gebracht, an dem eine Einzeluntersuchung, die ihnen nicht auf all den vielverschlungenen Nebenwegen nachgehen kann, wirkungslos abgleitet. Sie sind von ihren vermeintlichen höheren Einsichten so erfüllt, daß sie darüber nur schwer zu klarem Denken und Urteilen kommen."8 Wie gering und oberflächlich das Wissen dieses Kirchenmannes über den Gegenstand seiner Ablehnung ist, zeigt schon die Tatsache, daß er Reinkarnation und Seelenwanderung in einem Atemzug nennt, obwohl beide Begriffe Grundverschiedenes aussagen. Heute nehmen sich auch die Massenmedien des Themas Reinkarnation an und unterbreiten es einem Millionenpublikum. In den Interviews tauchen jedoch immer wieder die gleichen Argumente gegen die Wiederverkörperung auf, die schon Brugger vor Jahrzehnten anführte. Sie kommt demnach für Katholiken und bibelgläubige Christen nicht in Frage. Um dem unvoreingenommenen Leser ein eigenes Urteil zu ermöglichen, sei zunächst die Glaubenslehre der christlichen Kirchen, vornehmlich der römisch-katholischen Kirche dargestellt. Ein Vergleich mit der Wiedergeburtslehre soll zeigen, daß die Möglichkeit wiederholter Erdenleben mit der christlichen Erlösungslehre durchaus vereinbar ist, vorausgesetzt, daß die Theologen von der "Unfehlbarkeit" mancher Dogmen und Konzilsbeschlüsse abrücken. Die Darlegungen untersuchen u. a. die Fragen: • Was sagen die kirchlichen Dogmen vom Ursprung des Menschen und seiner Seele? • Was ist Sinn und Ziel des Lebens in der materiellen Welt? • Was kommt nach dem Tod? • Worin ist die Erlösung zu sehen? • Wie schlüssig ist das System der christlichen Dogmen überhaupt? 7 vergl. Glasenapp "Seelenwanderung" in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart V. Band, S. 1637ff., (Hrsg. Kurt Galling), Mohr, Tübingen, 1972, 3. Aufl. 8 Brugger SJ, a.a.O., S. 252

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1MzY3