Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 42 - siegreich im ganzen Bereich der griechischen Kirche durchsetzte. Vermutlich geschah sie in Antiochien und wurde durch Chrysostomus und die anderen Syrer auf dem Stuhl des Patriarchen nach Konstantinopel übertragen und so im byzantinischen Reich verbreitet. Daß dieser Reichstext sich durchsetzte, war wohl eine Folge der Reichspolitik Justinians." (Dobschütz, a.a.O., S. 4) Man schätzt die Zahl der Abschreibefehler auf rund 250.000 (!), davon rund 250 mit substantiellen Variationen, wie der katholische Theologe Henry Daniel-Rops (a.a.O., S. 36) annimmt. Im Jahre 1311 entschied das Konzil von Vienne, die Vulgata den Originaltexten entsprechend zu revidieren, wie das Dekret Papst Clemens V. aussagt (in: Corpus Juris Canonici, vol. XXXIX/2 coll. 1179); geschehen freilich ist nichts. Noch 1962 mußte Karl Rahner SJ unter Berücksichtigung der Enzyklica Papst Leos XIII. "Providentissimus Deus" in theologischen Lexiken schreiben, daß die göttliche Inspiration sich auf alle Teile der Schrift beziehe, und zwar auch auf die Aussagen, die nicht die Heilslehre, sondern naturkundliche Aussagen betreffen. Das alles sei von Gott ausgesagt und irrtumsfrei. (Rahner, "Inspiration" in: Handbuch theologischer Grundbegriffe, a.a.O., S. 719). Laut FAZ vom 03. 12. 1965 trug Kardinal König (Wien) eine ganze Reihe von historischen Fehlern, die die Bibel enthält, auf dem II. Vatikanischen Konzil vor. In dem 1972 herausgegebenem "Herders Theologisches Taschenlexikon" durfte Rahner nun schreiben, was er längst vorher wußte: "Die Textkritik bemüht sich, den ursprünglichen Wortlaut der biblischen Bücher aufgrund der handschriftlichen Überlieferung so genau wie möglich festzustellen. Dies ist notwendig, weil der Text beim Abschreiben zahllose Änderungen, sei es durch Fehler oder durch absichtliche Korrekturen erfahren hat." (Rahner, (Herders Theologisches Taschenlexikon 1, a. a. O., S. 292) Professor Geiselmann (a.a.O., S. 171) erklärt jetzt offen, daß die heutige Fassung des Evangeliums mehrfach redigiert worden ist. Daß es solche Belege tatsächlich gibt, mag manchen Kirchenchristen unvorstellbar erscheinen. Man hat nie von ihnen gehört, weil sie im Religionsunterricht, in Predigten und religiösen Veröffentlichungen nicht vorkommen. So ist es nun wahrhaftig an der Zeit, daß das Schweigen darüber gebrochen wird und den Menschen die Augen geöffnet werden. Es ist nie zu spät, die Wahrheit zu erkennen. "Die Wahrheit wird euch frei machen" (Joh. 8, 32) - das sollte gerade in der heutigen Zeit gelten.

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