Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 49 - • der Ursprung der Seele im geistigen Reich und für diesen reinen Himmel geschaffen (damit Bestätigung der Präexistenz), • der Weggang vom Vaterhaus (das versinnbildlicht den Sündenfall und den daraus resultierenden Weg in die Fallwelten), • der Zug von Land zu Land in der Ferne (ein Bild für die wiederholten Einverleibungen in verschiedener Umgebung, also Reinkarnation), • die immer tiefere Verstrickung in das Materielle und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten (Karmagesetz - Ursache und Wirkung), • die schließlich einsetzende Selbsterkenntnis und Reue und der gute Wille zur Läuterung (der Weg nach innen, die Gedanken und Sehnsüchte nach Gott, die Erkenntnis, ein Sohn Gottes zu sein), • der anstrengende Heimweg und die Erwartungsfreude des Vaters bei der Rückkehr (die Wiederherstellung aller Dinge, die Apokatastasis). Wer möchte diese Deutung des Gleichnisses als falsch und widersinnig bezeichnen? Johannes 9, 1-3: "Im Vorübergehen sah er einen Menschen, der von Geburt an blind war. Seine Jünger fragten ihn: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern; sondern die Werke Gottes sollen offenbar werden an ihm." Die Frage nach der Ursache der angeborenen Blindheit zeigt, daß die Jünger dieses Übel als Ergebnis eines vergangenen Lebens für möglich hielten. Die verneinende Antwort Jesu widerspricht aber nicht der Lehre der Reinkarnation, sondern nennt die besondere Ursache in diesem Falle: Gottes Allmacht sollte an der Heilung durch Christus offenbar werden. Jakobusbrief 3, 6: "Auch die Zunge ist ein Feuer. Als eine Welt von Unrecht stellt sich die Zunge dar unter unseren Gliedern: sie befleckt den ganzen Leib und bringt unser Lebensrad in Brand, indes sie selbst von der Hölle in Brand gesetzt ist." In der griechisch/lateinischen Textübersetzung lautet der letzte Teil: sie entflammt das Rad der Geburt (griechisch: ton trochon tes geneseos; lateinisch: rotam nativitatis). Während die deutsche Übersetzung den wahren Sinngehalt der Stelle verschleiert, läßt der griechisch/lateinische Text den Sinn klar erkennen: Das "Rad der (Wieder-)Geburt" wird häufig in Gang gesetzt von den bösen Werken der Zunge, wie Lügen, Verleumdungen und böse Reden. Die Seele, die derartige Höllentaten vollbringt, bleibt an das Rad der Wiedergeburt gebunden, bis alles wieder gutgemacht ist. Diese Stelle zeichnet auch ein ausdruckvolles Bild vom Karmagesetz, das das Wiedergeburtsrad in Gang hält.

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