Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 60 - geht vielmehr auf eine lateinische Übersetzung des Rufinus zurück, der aufgrund der politischreligiösen Verhältnisse seiner Zeit keine Originalübersetzung anfertigte, wie er selbst bekennt: "das, was den sonstigen Äußerungen des Origenes und unserem Glauben zuwider schien, habe ich nicht übersetzt, sondern als von anderen eingefügt und verfälscht übergangen"106 "anderes zur Erläuterung hinzugefügt, was wir in anderen Büchern von ihm über die gleiche Sache klarer gesagt fanden."107 Origenes selbst sagt, sein methodischer Weg sei es, "mit klaren und zwingenden Begründungen in den einzelnen Punkten die Wahrheit zu erforschen... und ein organisches Ganzes herzustellen aus Beispielen und Lehrsätzen, die man entweder in den heiligen Schriften gefunden, oder durch logisches Schlußfolgern und konsequente Verfolgung des Richtigen entdeckt hat."108 Ausdrücklich bekennt er sich dazu, von Christus die Wahrheit zu lernen, "die kirchliche Verkündigung (zu) erhalten" und "nur das als Wahrheit (zu) glauben, was in nichts von der kirchlichen und apostolischen Überlieferung abweicht."109 Dazu sagt Kettler: "Eine zuverlässige Rekonstruktion der Theologie des Origenes ist nur aufgrund der griechisch überlieferten Schriften möglich, wird aber, abgesehen von der Lückenhaftigkeit der Überlieferung, auch durch Origenes selbst erschwert, der seine kühnsten Lehren zu verschleiern pflegt." (Kettler, F. H.: "Origenes" in RGG. a.a.O., S. 1695) Origenes lehrt: Die gesamte Schöpfung - die rein geistige Welt, primär geschaffen und von ewiger Dauer, sowie die körperliche Welt, aus dem Nichts geschaffen, von Dauer und zeitlich begrenzt - stammt von Gott "und kein Wesen existiert, das nicht von ihm sein Dasein erhalten hätte."110 Alle Vernunftwesen, von Origenes "Logika" genannt, gehen ewig aus Gott hervor und sind demzufolge ewig, da sie mit Gott verwandt sind. Im Urzustand waren alle Logika immaterielle Wesen und gaben sich der unmittelbaren Schau des Vaters hin. Sämtliche existierende Vernunftwesen, also Engel, Menschen und Dämonen, sind vom gleichen Vater, "denn daß alle Vernunftgeschöpfe eines Wesens sind, ergibt sich aus vielen Beweisen; nur unter dieser Voraussetzung läßt sich Gottes Gerechtigkeit bei all seinen Verfügungen über sie verteidigen ."111 Die Unterschiede entstanden erst durch den Fall; Grund und Ursache des Falles sind demnach nicht im Schöpfer zu suchen, sondern in den Wesen selbst, da 106 Origenes, Peri Archon III, Praefatio Rufini 194 (zitiert nach Görgemanns-Karpp, a.a.O., S. 459f.) Zur Erleichterung soll im ff. die jeweilige Stelle bei Origenes so zitiert werden: Origenes, PA (S . .) 107 Origenes, PA, I, Praefatio 10 (S. 79) - dazu meint Jedin (a. a. O., S. 272): "Darum besteht eine Unsicherheit, welche Auffassung Origenes in einigen Fragen vertrat." 108 Origenes, PA I, Praefatio 10 (S. 99) 109 Origenes, PA I, Praefatio 2 (S. 85) 110 Origenes, PA I, 3, 3 (S. 161) 111 Origenes, PA III, 5, 4 (S. 633)

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