Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 65 - Unehre wird, aber sich bessert und in der 'neuen Schöpfung' (vergl. Gal. 6, 15) ein 'Gefäß der Ehre' wird."134 "Daher halte ich es auch für möglich, daß einige Menschen, die mit kleinen Sünden begonnen haben, falls sie sich nicht zum Besseren bekehren und ihre Sünden durch Buße tilgen wollen, in der Schlechtigkeit so weit kommen, daß sie sogar zu feindlichen Mächten werden, und daß umgekehrt aus den feindlichen und entgegengesetzten Mächten einige im Verlauf langer Zeit Heilung für ihre Wunden und Zügelung der überhandnehmenden Sünden suchen, so daß sie die Stelle der Besten einnehmen. Schon öfter haben wir gesagt, daß in den unbegrenzten, unendlichen Zeiträumen, in denen eine Seele existiert und lebt, einige von ihnen so zum Schlechteren herabsinken, daß sie den untersten Platz der Bosheit einnehmen, und einige solche Fortschritte machen, daß sie von der tiefsten Stufe der Bosheit zur vollkommenen und vollendeten Tugend gelangen."135 "Angesichts all dieser Fälle (Origenes berichtete von biblischen Fällen von Menschen, wo gute oder böse Kräfte die Seele beeinflussen, d. Verf.) kann man, scheint mir, wenn man überzeugt ist, daß alles in der Welt von Gottes Vorsehung geleitet wird, wie es auch unser Glaube aussagt, nur eine Erklärung geben, die die göttliche Vorsehung von jeglichem Vorwurf der Ungerechtigkeit freihält: nämlich, daß man bei ihnen gewisse frühere Ursachen annimmt; die Seelen hätten, bevor sie im Körper geboren wurden, irgendeine Schuld auf sich geladen in ihrem Denken oder in ihren Bewegungen und dafür seien sie von der göttlichen Vorsehung zu Recht verurteilt worden, dies zu erleiden. "136 "Dies (d. h. die Rückkehr zu Gott, d. Verf.) muß man sich aber nicht als ein plötzliches Geschehen vorstellen, sondern als ein allmähliches, stufenweise im Lauf von unzähligen und unendlich langen Zeiträumen sich vollziehendes, wobei der Besserungsprozeß langsam den einen nach dem anderen erfaßt; einige eilen voraus und streben rascher zur Höhe, andere folgen in kurzem Abstande, und wieder andere weit hinten; und so gibt es zahllose Stufen von Fortschreitenden, die aus der Feindschaft zur Versöhnung mit Gott kommen und am Ende steht der 'letzte Feind', welcher 'der Tod' genannt wird, und der ebenfalls 'vernichtet' wird, auf daß er nicht länger ein Feind sei."137 "Falls aber jemand nachweisen kann, daß das unkörperliche, vernünftige Wesen, wenn es sich des Körpers entledigt hat, für sich allein lebt und sich schlechter befand, als es mit Körpern bekleidet war, sich dagegen besser befindet, wenn es sie ablegt, dann folgt daraus zwingend, daß das körperliche Sein nicht ursprünglich ist, sondern in zeitlichen Abständen ins Dasein tritt wegen gewisser Zwischenfälle bei den Vernunftwesen, die dann der Körper bedürfen, und daß diese Körper sich wieder ins Nichtsein auflösen, wenn die Besserung (der Vernunftwesen) vollendet ist; und dies geschieht immer fort."138 "'Seid vollkommen, wie auch euer Vater vollkommen ist' (Mt. 5, 48). Damit wird klar bewiesen, daß in Gott alle die Tugenden (Klugheit, Gerechtigkeit, Selbstbeherrschung, Tapferkeit, Weisheit, Bildung) immer da sind und niemals hinzutreten oder entschwinden können, während sie von den Menschen nur allmählich und einzeln erworben werden . . . Und während Gott alles kennt, . . . kann doch auch der vernünftige Geist, indem er vom Kleinen zumGrößeren, vom Sichtbaren zum Unsichtbaren fortschreitet, zu vollkommener Erkenntnis gelangen. Er ist nämlich in den Körper nur hineingesetzt und schreitet notwendig von dem Wahrnehmbaren, das körperlich ist, zu dem Wahrnehmbaren, das unkörperlich und geistig ist, fort."139 Vergleicht man das zusammenhängende Welt- und Menschenbild des Origenes und die Einzelaussagen der Kirchenväter mit Neuoffenbarungen aus der geistigen Welt, stellt man die völlige inhaltliche Identität fest: 134 Origenes, PA III, 1, 23 (S. 553f.) 135 Origenes, PA III, 1,23 (S. 557); ebenso auch Hieronymus, epistula 124, 8, a.a.O., S. 106 136 Origenes, PA III, 3, 5 (S. 599) 137 Origenes, PA III, 6, 6 (S. 659) 138 Origenes, PA IV, 4, 8 (S. 813) 139 Origenes, PA IV, 4, 10 (S. 819f.)

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