Reinkarnation - eine urchristliche Lehre

- 72 - 14. "Wer behauptet, daß alle Vernunftwesen wieder eine Einheit bilden werden, wenn die Hypostasen und Zahlen samt den Körpern aufgehoben sind; und daß auf die Erkenntnis der vernünftigen Dinge der Untergang der Welten und die Ablegung der Leiber folge, und die Aufhebung der Namen und die Identität der Erkenntnis und Hypostasen entstehe; ferner daß bei der fabelhaften Apokatastasis nur die Geister allein übrig bleiben, wie es auch in der fingierten Präexistenz so gewesen sei, der sei anathema." 15. "Wer sagt, daß das Leben der Geister dann dem früheren gleich sein werde, wo sie noch nicht herabgestiegen und gefallen waren, so daß der Anfang und das Ende einander gleich seien, und das Ende das Maß für den Anfang, der sei anathema."157 Es gibt keinen vernünftigen Grund, Diekamps Untersuchung in Zweifel zu ziehen, der feststellt, daß auf den acht offiziellen Sitzungen des Konzils von 5. 5. - 2. 6. 553 nicht über Origenes verhandelt wurde.158 Daraus folgert er, daß möglicherweise vor Sitzungsbeginn darüber gesprochen worden sein mag. Merkwürdig ist es auch in diesem Zusammenhang, daß Papst Vigilius an keiner Sitzung des Konzils teilgenommen hatte, obwohl er sich auf Geheiß des Kaisers während der fraglichen Zeit in Konstantinopel aufhielt. Noch mehr gibt es zu denken, daß Teile der Konzilsakten, die den Fall Origenes betreffen, durch "Zufall"159 verlorengegangen sind. Mehrfach weist Diekamp darauf hin, daß Teile der überlieferten Akten gefälscht sein müssen160 bzw. daß die Konzilsdokumente "von vereinzelten griechischen Stücken abgesehen, nur in lateinischer Übersetzung auf uns gekommen sind."161 Obwohl auf den offiziellen Sitzungen des Konzils selbst nicht über Origenes verhandelt wurde, findet sich im 11. Canon des Konzils von 553 der folgende Bannfluch: "Wer nicht verflucht den Arius, Ennomius, Macedonius, Appollinaris, Nestorius, Entyches und Origenes samt ihren gottlosen Schriften und alle anderen Häretiker, welche verflucht sind von der heiligen katholischen und apostolischen Kirche und von den früher genannten vier heiligen Synoden samt denen, welche die gleiche Gesinnung hatten und haben, bis ans Ende bei ihrer Gottlosigkeit verharren, der sei anathema." Mansi, a.a.O., S. 383 und auch DS 433; Neuner-Roos (a. a. O., S. 136) bringt in der deutschen Übersetzung alle Canones dieses 5. allgemeinen Konzils, läßt aber ohne irgendeine Begründung Canon 11 aus. - Versehen oder Absicht? Eine Erklärung wäre für den Leser dringend geboten! Das Konzil endete am 2. 6. 553, aber erst am 8. 12. 553 unterzeichnete Papst Vigilius die Konzilsakte und setzte damit gültiges Recht. Dieser Bannfluch 300 Jahre nach Origenes Tod ist bis heute nicht revidiert. 157 Mansi, a.a.O., S. 395-399 158 Diekamp, a.a.O., S. 4, 79, 80f. 159 Diekamp, a.a.O., S. 3 160 Diekamp, a.a.O., S. 70 und 136 161 Diekamp, a.a.O., S. 67

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