ein gewaltiges Hindernis seien. Und Hindernisse müsse man im Alleingang bereinigen, weil man sie ja auch auf diese Art geschaffen habe. Ein wenig verwirrend, das Ganze, der einzige Trost ist nur, dass ich nicht der einzige „Verzweifelte“ bin. Die Stefanie ist schon auf und davon, sie will einen anderen Weg gehen, der geistige ist ihr nicht genehm. Sie bevorzugt die Erdenschule, weil sie schneller zu absolvieren geht. Würde ich auch tun, aber wer weiß, wo ich hinkäme. Und ich will ja auf dich warten. Also, ich sehe mir diesen Film noch einmal an, um meine Erinnerungen zu aktivieren – so ein Schwachsinn, aber es ist eben so. Also, ich bin weder glücklich noch erfreut und – so gesehen – vermisse ich die „himmlischen Freuden der seligen Gefilde“ – aber, ehrlich gesagt, wenn die Kirche das prophezeit, dann gehe ich auf die Barrikaden, denn dann haben all die Priester nicht einmal keine Ahnung von der Wahrheit. ICH VERMISSE DICH. Dein G. Liesl und ich schwiegen eine ganze Weile. Ich sicherlich deswegen, weil ich Gustl nie als Mensch und Mann kennengelernt habe, daher war seine Art, mit dem Thema „DRÜBEN“ umzugehen, vollkommen fremd für mich. Meine Frage war, warum er auch jetzt noch, nach seinem körperlichen Tod, mit seinem JetztZustand haderte und so trotzige Reaktionen an den Tag legte. Fühlte er sich in der Tat dermaßen unsicher in seiner jetzigen Gegenwart? Er kam mir vor wie ein pubertärer Junge in der Phase „ich will das nicht“! Hatte er denn immer noch nicht begriffen, dass es da, wo er sich gegenwärtig befand, nur ein „nach vorne gehen und sehen“ und kein „ich will wieder zurück“ gab? Er war allerdings nicht der Einzige, der sich so „aufführte“. In all den Jahren meiner mentalen Tätigkeit kam es immer wieder vor, dass sich „g´standene Mannsbilder“ mit Hirn und Verstand nach ihrem „Hinübergang“ zu zaghaften, zaudernden, unsicheren oder weinenden Jungen entwickelten. War dies ein Rückfall in die Kindheit oder war diese Art tatsächlich der Zustand ihrer Seelen? Hatte sich Gustl eventuell doch das „Paradies“ der von ihm nicht anerkannten Religion erhofft? Steckte in ihm vielleicht doch die große Hoffnung, mit dem Erkennen seiner neuen Situation im „Himmel“ gelandet zu sein, eventuell sogar ein paar wunderschöne „Flügel“ verpasst zu bekommen? Ich war verwirrt, denn nach Liesls Beschreibungen war Gustl ein zielbewusster, logisch denkender Mann gewesen, wissenschaftlich orientiert und alles genauestens hinterfragend. Außerdem hatte ihn das
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