gehe ich wiederum zu meinem persönlichen – pardon: „seelischen“– Betreuer, der mein Wissen durch diese abklärt. Ich will einfach schnell weiterkommen und mich nicht in weitschweifigen Themen verirren. Und mich auf gar keinen Fall beirren lassen … Damit, dass Gustl einen privaten, „persönlichen“ Lehrer als Berater in Anspruch genommen hatte, tat er für sich endlich das Beste, um sein Wissen zu erweitern. Er hatte genau erkannt, wie wichtig es DRÜBEN ist, das eigene Wissen nicht nur richtigzustellen, sondern es auch zu erweitern. Dafür boten ihm die Schulungen ein breit aufgefächertes Angebot an Möglichkeiten und Gustl hatte vor, diese, wenn möglich sogar alle, zu nutzen. Mittlerweile war es – jahreszeitengemäß – Herbst geworden. Die Wälder begannen sich zu verfärben und ein leichter Hauch wie „Abschied“ war in der Natur zu verspüren. Liesl und ich genossen die zarten Nebelschleier im morgendlichen Waldviertel, die sommerliche Schwüle wich einem lauen Herbst. Es war traumhaft, durch den Wald zu wandern und die Gedanken schweifen zu lassen. Liesl erzählte mir jetzt auch von ihrem Leben, von ihrer Jugend, ihrer Kindheit und von den gemeinsamen Jahren mit Gustl. Für mich klang das alles wie aus einem Märchenbuch, hatte ich doch weder eine liebevolle Kindheit noch eine unbeschwerte Jugend. So manches Mal wurde ich auch sehr traurig, wenn sie nette Erlebnisse aus der Zeit ihrer Ehe berichtete: Familie, Geborgenheit, Zusammenhalt, alles Fremdworte für mich. Aber, und so war Liesl nun einmal, sie war der Ansicht, vielleicht ist ein nicht so ganz einfaches Leben die Voraussetzung für alle die Fähigkeiten, die sich durch mich ergaben. Trost war das natürlich keiner für mich, denn wer einmal mit „Spinner“ oder „Verrückter“ bezeichnet worden ist weiß, wie belastend derartige Aussagen für einen Menschen sein können. Dieses …“ du bist ja nicht normal“… hat mich ein ganzes Leben lang förmlich verfolgt. Heute bin ich darüber hinweg, denn wie aus diesem Buch zu lesen ist, ist dieses … „nicht ganz in der Norm zu sein“ ein großer Vorteil für viele Menschen. UND AUCH FÜR MICH! Die Tatsache, „hinter den Spiegel“ sehen zu können, andere Wahrheiten dadurch zu erkennen, Wirklichkeiten zu verstehen und zu begreifen – da lohnt es sich doch tatsächlich, zu den „verrückten Spinnern“ zu zählen! Mittlerweile kenne ich sehr viele Mitmenschen, die mich um mein „Anderssein“ beneiden und gerne mit mir tauschen würden. Aber, auch wenn die Möglichkeiten mit anderen Augen zu sehen, anderen Ohren zu hören noch so groß sind, das irdische Leben läuft trotz allem seinen ganz normalen Gang mit all den Schicksalsschlägen, mit all den
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