Zeilen aus dem Jenseits

Liesl stellte Fragen über Fragen, teils allgemeine, teils sehr persönliche. Und ich bemerkte zunehmend, wie unangenehm es auch für sie war, wenn die Antworten durch mich kamen, hatte ich doch keinen so persönlich intimen Kontakt zu ihrer Vergangenheit und überhaupt keinen in Bezug auf ihre Zweisamkeit mit Gustl. Unsere Gespräche drehten sich meistens um Esoterik und dergleichen. Aus ihrem Leben, sofern dies nicht dem Thema entsprach, erfuhr ich so gut wie keine rein persönlichen Angelegenheiten, trotz all der Jahre, die ich sie nun kenne. Ich fand und finde das in Ordnung, denn meine Tätigkeit in unserer Beziehung war die einer «Übermittlerin», nicht die einer Therapeutin. Und so war es auch für mich nicht so angenehm, wenn Gustl Liesls Fragen beantwortete und sie nicht darauf für mich entsprechend reagierte. Ich wurde mehr und mehr zur «Außenseiterin». Für alle Beteiligten eine äußerst unangenehme Situation, die raschest geändert beziehungsweise beendet werden sollte. Somit beschloss ich ernsthaft, eine adäquate Änderung herbeizuführen. Und, welch ein Wunder, mit einem Mal übernahm Liesl meine Position und konnte endlich Kontakt mit ihrem Gustl aufnehmen. Selbständig und ohne meine Hilfestellung! Es bewahrheitete sich auch diesmal: Wenn ein Mensch in arge Bedrängnis gerät, springt er endlich doch noch über seinen eigenen Schatten! Es war beinahe sensationell, wie schnell und wie korrekt Liesl nun arbeitete, sie brauchte nur mehr sich und Gustl – das war es. GOTT sei gedankt! Die letzte Botschaft, die ich für sie niederschreiben durfte, war dementsprechend euphorisch von Gustl gehalten. War doch auch sein größter Wunsch endlich in Erfüllung gegangen: Seine Liesl gehörte wieder ihm ganz alleine. So, wie es auch im Leben der beiden gewesen war: Meine einfach großartige Frau! Es ist wunderbar! Es ist fabelhaft! Es ist ein Wunder namens Liesl! Es ist einzigartig! Siehst du, ich habe immer gewusst, dass du es schaffen wirst, ich habe immer an dich geglaubt und habe immer gehofft, dass du all das kannst, was in dir ist. Und – du wirst es nicht glauben, ich kann bereits sehen, wer und was du bist, denn auch ich lerne, lerne und lerne. Zurzeit – ich meine jetzt – bin ich in Sachen

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