schießen mir durch den Kopf, ebenso wie „eine schöne Bescherung“ und „wie soll ich diese Geschichte bloß angehen“. Auch Ulli ist die Vorgangsweise aus dieser Zeit voll bewusst. Sie hat ja alle Versuche unternommen, Auskunft über diesen Teil ihrer Familiengeschichte zu bekommen – vergebens und ergebnislos. Aloys und Teresa sind verschollen, ebenso ihre acht Kinder. Es existieren nur die zwei vorhandenen Taufbescheinigungen, die jetzt so eine Art „Wunder“ bewirken sollen. Wie schon gesagt, ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut, Ulli jedoch auch nicht. Die Erwartungshaltung ihrerseits ist groß, meine Verzagtheit ebenso. Was soll da schon Großartiges geschehen nach gut 60 Jahren und ohne jeglichen Anhaltspunkt. Im Prinzip weiß ich ganz genau, wie ich meine Fähigkeiten einsetzen kann. Aber so ganz ohne Foto der beiden Verschollenen und ohne Schriftzug, ohne Unterschrift. Selbst die Bescheinigungen sind lediglich Kopien eines Originals – ich fühle mich geradezu hoffnungslos hilflos und schicke sofort ein mentales Stoßgebet zu meinen geistigen Freunden nach „oben“: Bitte, helft mir, ich brauche ganz dringend eine „Art Wunder“. Irgendjemand hat einmal gesagt: Wunder geschehen sofort – wenn man nur an sie glaubt! Diese Worte gehen durch meine Gedanken, während ich meinen Kugelschreiber in die Hand nehme, meinen Schreibblock zurechtrücke und genau dieses Wunder erwarte. Ich bin also bereit, eine Botschaft anzunehmen und aufzuschreiben – umsonst, da kommt nichts – kein Wort, kein Satz, keine auch nur so kurze Mitteilung. Meine Augen starren auf die leeren Linien meines Schreibblockes – nichts! Wo bleibt bloß das Wunder? An mir liegt es nicht, aber ich weiß, dass Wunder geschehen und vertraue fest darauf. Ich versuche mit all meinen Möglichkeiten Kontakt mit „DRÜBEN“ zu bekommen. Nichts! Auch da keine Nachricht für mich. Warum lassen mich all meine geistigen Helfer auf einmal derartig im Stich? Mache ich irgendetwas falsch? Darf oder soll ich gerade in diesem Fall nicht intervenieren? Soll Ulli durch ein Nichtwissen um das Schicksal ihrer Großeltern vor einem grausamen Schock bewahrt werden? Unzählige Fragen rasen durch meinen Kopf – nichts – es tut sich einfach nichts. Meine Finger bewegen den Kugelschreiber heftig hin und her. Jetzt werde ich sogar etwas nervös, mein Herz beginnt rascher zu klopfen. Ich spüre es bis in meine Ohren und höre das Geräusch viel zu laut. Was ist bloß los? Warum bekomme ich nicht einmal eine Auskunft über das Schicksal von Aloys und
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