Derartiges habe ich schon sehr oft getan, wenn ich auf meinen mentalen Reisen Seelen getroffen habe, die augenscheinlich nach ihrem körperlichen Tod im „Nirgendwo“ hängengeblieben sind. Aus welchen Gründen auch immer. Die Gründe von Aloys und Teresa muss ich nur noch erfahren, um sie dann auf ihre richtige und wahrhaftige Ebene zu begleiten. Aloys schüttelt vehement den Kopf, Teresa rückt endlich ein kleines Stück von ihm weg, hält aber immer noch den Kopf gesenkt. Ich erkenne lediglich auch bei ihr eine verneinende Geste. „Warum denn nur?“ ist meine leise Frage. „Überall ist es besser als hier in eurer Angst.“ Die Antwort erschüttert mich zutiefst, obwohl, es ist mehr eine Erklärung als eine Antwort: „Wir können hier nicht weg. GOTT will uns nicht. Wir sind auf ewige Zeiten hierher verbannt.“ Fassungslos schaue ich die beiden an. Was – um Gottes Willen – ist mit ihnen geschehen, dass sie das glauben müssen? „Wir haben keine letzte Ölung empfangen, wir haben nicht mehr beichten dürfen und wir haben keine kirchliche Bestattung erhalten! Niemand hat für uns eine Totenmesse gelesen!“ Schnell stößt Aloys diese Worte heraus. Ich weiß, dass er Tränen in den Augen hat. Teresa hält ihren Kopf noch tiefer gesenkt. Die Hoffnungslosigkeit hüllt die beiden in eine tiefe Wolke der Verzweiflung. Ich stehe nur da und verstehe die Welt nicht mehr. Für eine ganze Weile ist es still – sehr, sehr still. Aber dann beginne ich zu begreifen: Diese beiden Seelen waren als Menschen zutiefst religiös, römisch-katholisch, und den Ritualen ihrer Kirche angehörig. Und genau diese Rituale haben nicht stattgefunden, als der Tod sie ereilt hatte. Es muss also etwas Grausames geschehen sein. Jedoch, was es auch immer gewesen ist, jetzt muss Hilfe her. Gerede, Fragen und eventuelle Diskussionen sind hier fehl am Platz! Ich sehe die beiden an, alles geht sehr schnell. Ich verspreche ihnen eine letzte Beichte, eine letzte Ölung, ein kirchliches Begräbnis und auch eine Totenmesse, die ein Pfarrer für die beiden lesen wird. Aloys und Teresa blicken mich vorsichtig an. Verwunderung steht in ihren Augen. Sie hat endlich ihren Kopf gehoben. „Ihr müsst wissen, auch ich bin im christlichen Sinn erzogen worden“, sage ich noch mit fester Stimme, „und ich
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