Zeilen aus dem Jenseits

Es geschah 1943 in einer Roma-Siedlung in Buchschachen im Burgenland an der Grenze Österreich-Ungarn. Aloys zeigt mir eine Ansammlung von kleinen Häusern, aus dem helle Flammen schlagen. Irgendjemand hat Feuer gelegt, es gibt für die anwesenden Dorfbewohner keine Hilfe, kein Entkommen. Teresa ist in einem der kleinen Häuser eingeschlossen. Ein kleines, blondlockiges Mädchen in einem weißen, kurzen Kleidchen an ihrer Seite. Die Flammen hüllen beide bereits ein und ergreifen voll und ganz das Haus. Aloys will zu den beiden, will ihnen helfen. Er läuft auf das Haus zu, da trifft ihn ein hölzerner Stock mit voller Wucht auf den Schädel. Er stockt, stürzt zu Boden und bleibt reglos liegen. Ich schaue genauer hin. Was ist das für ein eigenartiger Holzstock? Da stimmt doch etwas nicht! Der Stock erweist sich als hölzerner Gewehrkolben eines Soldaten in NAZI-Uniform. Ich erschrecke gleichzeitig mit der Erkenntnis, werde mit der Schreckensherrschaft des Dritten Reiches voll konfrontiert. Ich erlebe es beinahe hautnah. Ein Albtraum der besonders grausamen Art! Jetzt erkenne ich auch, dass die Roma-Siedlung ebenfalls von Soldaten in Brand gesteckt wurde. Entsetzt steige ich aus diesem Erlebnis aus. Aloys hat mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, was damals mit ihm, seiner Frau und all den anderen Dorfbewohnern geschehen ist. Ein tiefes Mitgefühl steigt in mir hoch, während ich tief ein- und ausatme. Derartige Erlebnisse wie die eben erlebte Situation stecke auch ich nicht so ganz leicht weg. Trotz allem steige ich nochmals mental genau in diese eben gezeigt Situation ein. Aloys und Teresa sitzen wieder dicht beisammen in ihrem „Nirgendwo“. Tief unter ihnen brennt ein Dorf, das Feuer vernichtet alles Leben. Wie Schatten laufen Soldaten zwischen Rauchwolken und Glutnestern hin und her und begutachten genau ihr Werk. Alles ist vernichtet – der Befehl eines potentiellen Mörders wurde einfach nur ausgeführt. Ich wende mich den beiden Seelenwesen zu und teile ihnen noch mit, dass in meiner gegenwärtigen Zeit der Krieg längst beendet ist, dass es keinen „Hitler“ mehr gäbe, dass sie jetzt in Sicherheit sind. Meine Frage an sie, wer alles von ihren Angehörigen noch mit umgekommen ist, wird umgehend beantwortet: Keines von ihren acht Kindern, die hatten das Dorf längst verlassen. Ich atme auf – wenigstens das ist ihnen erspart geblieben! Ulli war natürlich auch wieder bei meiner neuerlichen Kontaktaufnahme mit dabei. Sie ist ja auch noch auf der Suche nach ihrer Großmutter Paula, einer der Töchter von Teresa und Aloys. Sie will unbedingt wissen, was mit ihr geschehen

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