ist, wo Paula damals gewesen ist. Ob sie vielleicht sogar in der Nähe ihrer Eltern verweilt. Alles das will sie endlich erfahren. „Paula, Paula ist nicht hier“, antwortet Aloys und sein Blick verfinstert sich. Ich spüre eine plötzliche Ablehnung. Paula ist eindeutig keine geliebte Tochter, das ist deutlich erkennbar. Auch von Teresa gibt es keine Reaktion. Die Mutter will augenscheinlich von diesem Kind nichts wissen. Ich begreife, dass es in dieser Beziehung keine Auskunft geben wird, deshalb steige ich aus der mentalen Kommunikation mit Ullis Urgroßeltern aus. Diese Erfahrung war ohnehin sehr anstrengend. Ich will weder die beiden Seelenwesen noch mich überfordern. Rücksicht und Respekt sind angesagt. Zeit ist auch noch in den folgenden Sitzungen genug vorhanden. Diese Geschichte beginnt für uns, für Ulli und mich im Jahre 1943, jetzt schreiben wir 2006. Es sind so viele Jahre vergangen, da kommt es auf ein paar Wochen auf oder ab auch nicht mehr an. Für die geistige Welt existiert keine Zeit und ich muss mit äußerster Vorsicht agieren. Will ich doch helfen, Hilfestellung geben, aber keinerlei Neugier befriedigen. Also benötigen wir viel an Geduld. „Ulli“, sage ich nach längerem Nachdenken, „zuerst helfen wir deinen Urgroßeltern und lösen mein Versprechen ein. Dann gehen wir auf die Suche nach deiner Großmutter Paula. Wir müssen die beiden Geschichten einzeln behandeln. Ich glaube, da stimmt einiges nicht zwischen den Eltern und der Tochter.“ Ulli nickt zustimmend. Auch sie hat die Unstimmigkeit deutlich verspürt. Und, wie schon gesagt, wir haben Zeit, genügend Zeit, da werden wir doch auch noch die Geduld dazu aufbringen. Einige Tage später sitze ich sehr nachdenklich an meinem Schreibtisch. Ich weiß, dass ich mein gegebenes Versprechen unter allen Umständen einlösen muss. Und ich habe schon eine gewisse Vorstellung, einen sehr guten Einfall, wie und was ich dafür zu tun habe. Was mir jedoch Gedanken macht ist die Tatsache, dass Aloys und Teresa immer noch im „Nirgendwo“ verweilen. Dass diese beiden Seelen genau dort festhängen, wo es tatsächlich nichts gibt, wo gerade dieses „Nichts“ zur großen, allumfassenden Blockade für sie wirkt. Was ist nun wirklich geschehen, dass sie nach dem ihnen zugefügten Leid als Menschen auch noch das erdulden müssen? Wer bestimmt diesen inneren Leidensdruck? Moment, bitte, nein, halt, stopp – energisch holt mich mein Wissen in die
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