den blonden Locken? Ich möchte es unbedingt herausfinden, jedoch es gelingt mir nicht. Und ich werde es auch nicht mehr erfahren. Doch das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Das vor meinen inneren Augen eben entstandene mentale Bild ist auch für mich und meine bereits gemachten Erfahrungen erstaunlich deutlich. Offensichtlich will Aloys mir etwas Bestimmtes mitteilen, das für seine Urenkelin von großer Wichtigkeit ist. Ulli hat ja kaum Ahnung über das vergangene Leben ihrer Urgroßeltern. Also bitte ich Aloys um einen zusätzlichen Bericht, damit ich seine und Teresas Geschichte an Ulli weitergeben kann. Aloys macht nicht viele Worte, aber einiges kann ich doch erfahren: Teresa und er haben in einem kleinen Dorf, einer Roma-Siedlung an der Grenze Österreich/Ungarn im Burgenland gelebt. Teresa hat für eine „feine Dame“ Blusen und Schürzen mit wundervollen Motiven in bunten Farben bestickt. Vor meinem inneren Auge sehe ich diese schwierige und seltene Stickerei in Form von fantasievollen Blumenmustern auf feinem, weißen Stoff.Wunderschön ist diese Arbeit. Wieder fallen meine Blicke auf Teresa. Sie stickt unbeirrbar mit großem Eifer, blickt jedoch einmal kurz zu mir auf, so, dass ich große Freude auf ihrem Gesicht zu lesen vermag. Ein heller Schein geht von ihr aus. Sie ist glücklich, unendlich glücklich, endlich glücklich. Genau das fühle und spüre ich. Aloys geht nun in eine Werkstatt, ich folge ihm mit schnellen Schritten. Es ist aber kein richtiges Gehen, ich denke mich mehr zu ihm hinüber, eine Art von schwebendem Gehen. Ich befinde mich ja außerhalb meines materiellen Körpers, daher ist diese Möglichkeit der Fortbewegung nichts Außergewöhnliches für mich. An der Art der Einrichtung der Werkstatt erkenne ich, dass Aloys wohl so etwas wie ein Wagenschmied gewesen ist, denn er beschlägt vor mir ein großes hölzernes Wagenrad mit einem eisernen Reifen. Da ich mit diesem Berufsbild keinerlei Erfahrung in meinem gegenwärtigen Erdenleben habe, genügt mir das Gezeigte vollauf. Mit einem Mal sehe ich Aloys auf einem Dorffest. Er spielt auf der alten Fidel und singt fröhlich dazu, laute Lieder in einer mir unbekannten, eigenartigen Sprache. Er ist also auch ein Dorfmusikant gewesen, das erklären mir die in der Stube des kleinen Häuschens befindlichen Instrumente. Seine Fröhlichkeit ist ansteckend, rund um ihn herum tanzen viele Menschen und werfen ab und zu Geldstücke in einen bereitstehenden Hut. Es ist ein nettes Bild, das sich da vor mir darstellt. Ullis Urgroßvater muss wohl auch ein
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