Zeilen aus dem Jenseits

lebensfroher Mensch gewesen sein. Langsam verschwindet nun das gesamte Bild aus meinem Blickfeld und ich „kehre bewusst“ in meinen Lehnsessel zurück. So deutlich, so klar und so genau – ich bin selbst sehr überrascht über das eben Erfahrene. „Welch ein Glück für Ulli“, denke ich noch beinahe unbewusst, bevor ich meine Augen wieder öffne. Wo warst du so lange, was hast du gesehen? Wie geht es meinen Urgroßeltern? Haben sie endlich ihr „Nirgendwo“ verlassen können? Ullis ungeduldige Fragen prasseln förmlich auf mich nieder und holen mich blitzschnell in die Gegenwart zurück. Dann erzähle und berichte ihr das Geschehene genauso, wie ich es erlebt habe. Und tatsächlich – Ulli strahlt wie eben ihre Urgroßmutter. Helle Freude liegt auf ihrem Gesicht. Einer ihrer größten Wünsche ist endlich in Erfüllung gegangen. Großartig für mich ist jedoch die Tatsache, dass Aloys gerade diesen Beruf ausgeübt hat. Wie Ulli mir nämlich erzählt, hat sie Ähnliches bereits gewusst. Auf der Suche nach einem Lebenszeichen ihrer Urgroßeltern hat sie einen Zeitzeugen gefunden. Einen sehr, sehr alten Mann aus der nahen Umgebung des Dorfes, in dem Aloys und Teresa ums Leben gekommen sind. Dieser konnte sich zwar bewusst nicht an eine Familie Horvath erinnern, kannte aber einen Wagenschmied, dessen Gehilfe Aloys gerufen wurde. Ein fröhlicher, immer gut gelaunter Bursche. Ganz ehrlich, was gibt es Schöneres für diese, unsere Welt als einen „Beweis“ aus der anderen, der mental-geistigen Welt! Seit der Kontaktaufnahme mit Aloys und Teresa sind einige Jahre vergangen. Ich habe noch einige Male einen kurzen „Besuch“ zu Ullis Urgroßeltern unternommen, um zu sehen, wie es ihnen auch weiterhin ergangen ist. Sie führen in der anderen Welt einfach ihr altes Leben weiter. Sie sind frei und ohne Ängste wieder ausgegrenzt zu werden. Sind sicher vor Verfolgung, Mord und Totschlag. Es geht ihnen gut, sehr gut sogar. Wenn ich sie besuche, bleibe ich stets in respektvoller Entfernung stehen. Ich weiß, dass sie mich jederzeit um Hilfe bitten würden, wenn sie das wirklich wollten, denn auch sie wissen um diese Möglichkeit. Jedoch ein Signal muss von ihnen ausgehen. Denn Hilfe wird nur dann geboten, wenn sie gebraucht, wirklich benötigt und verlangt wird. Wie lange Aloys und Teresa noch auf ihrer Ebene, in ihrer von ihnen selbst gewählten Umgebung verweilen werden, ist ungewiss. Deshalb werde ich nur dann wieder nach ihnen „sehen“, wenn sie es mich „spüren und fühlen“ lassen. Diese beiden Seelen weilten so lange im „Nirgendwo“ ihrer Ängste, ihres Schreckens, da kommt es nach unserer irdischen Zeitrechnung auf ein paar Jahre

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