mehr wissen. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Ich hätte auch so gehandelt. Die Zeit war nicht gut. Wir hatten keine Zukunft. Ich war in einem Loch gefangen, konnte nichts mehr ungeschehen machen. Ich war, ich bin traurig, ich habe dich verloren. Nie mehr werde ich dich in meinen Armen halten. Wenigstens besuchst du mich ein paar Mal in meiner Welt. Ich weiß, du hast unsere gemeinsame Zeit nie vergessen, aber ich liebe dich auch als unsere Enkelin. Sie hat dein Lachen, dein gutes Herz. Sie wird ihren Weg gehen, wir werden sie begleiten. Mein liebes Kind, komme öfters mal und sprich mit mir. Zu Lebzeiten war es uns versagt, wir müssen die Zeit nutzen, die uns gegeben ist. Dein Opa Wie üblich lese ich mir das Geschriebene selbst einmal durch. Ulli ist noch ganz in der Faszination des Schreibens gefangen. Es dauert ein paar Sekunden, bis sie wieder in „unserer Welt“ eingetroffen ist. Gemeinsam besprechen wir Karls Botschaft an seine Ehefrau Paula. Er bedauert zutiefst, dass er sie in seiner Welt nicht mehr erreichen kann, dass er sie nie dort gefunden hat. Zu dem Zeitpunkt weilte er ja noch unter den Lebenden, als Paula sich in ihre eigene Enkelin inkarnierte. Über Ullis Gegenwart versucht er nun, Paula einen Teil seiner Vergangenheit zu erklären, weiß aber genau, dass dieses Wissen in Ullis Bewusstsein nicht mehr vorhanden ist. Es ist ihm jedoch ein großes Bedürfnis, Klarheit herzustellen, seine Wahrheit kundzutun, auch deshalb, um das Verständnis seiner Enkelin zu erhalten. Seine Verzweiflung ob der komplizierten Situation ist beinahe greifbar. Die genaue Schilderung seiner Lebenssituation gilt Paula, um Ulli zu überzeugen. Wenn Ulli schläft, trifft ihre Seele den Großvater in der anderen Welt. Seelen haben kein Schlafbedürfnis, der menschliche Körper benötigt es jedoch. Aber es ist eben Ullis Seele, auch wenn ein Teil Paulas darin vorhanden ist. Das ist für Karl nicht genug, daher will er sich auch mit seiner Enkelin öfter in Verbindung setzen, auch tagsüber. Also bittet er sie, sie möge doch mit ihm sprechen. Er will, dass sie sich beide besser kennenlernen und weiß, dass das im Bereich des Möglichen ist. Ulli hat diese Fähigkeiten, dessen ist auch er sich voll bewusst. Ulli ist einverstanden, sehr einverstanden. Lange Jahre hat sie ihre
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