Neubeginn! Viele Jahre sind vergangen. Es ist Sommer, die Zeit ist für mich schnell vorübergeeilt. Mein Leben hat sich, im wahrsten Sinne des Wortes „auf den Kopf gestellt“. Es geht mir gut, sehr gut sogar. Ich lebe allein, habe mich arbeitsmäßig selbständig gemacht und liebe meine Tätigkeit mit den Menschen. Wann immer es mir möglich ist, ziehe ich mich in die Natur zurück und genieße den Frieden rund um mich. Mein Leben tut mir gut, ich bin zur Ruhe gekommen. Zumindest was meine Gegenwart betrifft. Die unschönen Erinnerungen an die Vergangenheit habe ich allerdings noch nicht vergessen können, ich habe sie aber so gut wie möglich einfach verdrängt. Ich will nicht darüber reden, auf gar keinen Fall! „Es tut weh“ auch nur daran zu denken. Vielleicht bin ich zu empfindlich, zu tief verletzt, möglicherweise auch ungerecht in meiner Einstellung. Aber was immer es sein mag, ich finde die richtigen Antworten auf diese Fragen nicht. Ich will sie auch nicht finden, denn dann müsste ich mich mit dieser Thematik noch mehr auseinandersetzen. Und das tut mir nicht gut! Wieder einmal ist es Wochenende. Ich sitze im Auto und fahre nach Hause. Es ist spät am Abend, die Straßen sind bereits leer, die Fahrt geht flott voran. Ab und zu kommt mir ein Scheinwerferpaar entgegen, „Nachtvögel“ so wie ich. Auf der Rückbank meines Autos liegt mein Hund und schnarcht zufrieden vor sich hin. Er freut sich sicherlich auf die bevorstehende Freiheit auf dem Land, denke ich mir, und lächle bei der Vorstellung meines über die Wiesen tollenden Vierbeiners. Aus dem Autoradio tönt leise Musik. Ich habe mir eine Kassette mit romantischen Liedern ausgesucht. Eine leichte Melancholie liegt in der Luft, eine Stimmung, die mein Befinden sehr gut beschreibt. Mit einem Mal habe ich das Gefühl, jemand sitzt hinter mir auf der Rückbank meines Autos. Eine Melodie steigt langsam hoch und wird immer deutlicher hörbar … „So nimm denn meine Hände …“ Das gibt es aber doch nicht! Das kann doch nicht sein! Mein Herz beginnt laut zu schlagen, es klopft ziemlich heftig, sodass ich meinen Atem beinahe anhalten muss. Kalter Schweiß steigt mir auf die Stirn – um Himmels Willen, was soll das bedeuten …? So nimm denn meine Hände und führe mich …, ich beginne einfach mitzusingen, während meine Augen in die Dunkelheit der nächtlichen Straße starren. Die Melodien aus dem Autoradio sind verstummt, das Lieblingslied meiner verstorbenen Großmutter gewinnt an Lautstärke. Mein Hund schnarcht
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