DIE GESCHICHTE VON MARTHA Was geschieht, wenn ein Mensch sich selbst seines Lebens beraubt? In den vielen Gesprächen mit meinen Klienten, Freunden und Bekannten taucht immer wieder das Wort „Selbstmord“ auf und die damit einhergehende Frage: Was geschieht, wenn ein Mensch sich selbst seines Lebens beraubt? Auf diese unendlich wichtige Frage gibt es viele, sehr viele unterschiedliche Meinungen, im Prinzip jedoch keine einzige klare, entscheidende Antwort. Tatsache ist jedoch, dass die Hinterbliebenen eines sogenannten „Selbstmörders“ meistens in Schuldgefühlen förmlich „ersticken“ und alle Verantwortung bei sich selbst suchen. Tatsache ist es auch, dass der Selbstmord eines Angehörigen die ganze Familie ins Unglück stürzen kann. Und in der Folge auch noch die nachfolgenden Generationen. Es kann eine schier endlose Kette von Trauer, Schuld und Verzweiflung erfolgen. Nichts ist dann mehr so, wie es war – nichts ist dann noch so, wie es sein sollte und könnte. Manches Mal geht die Verzweiflung eines Hinterbliebenen dann so weit, dass er sich von sich aus ebenfalls „das Leben nimmt“. Sei es aus dem Grund, dem lieben „Verstorbenen“ doch noch irgendwie „nahe zu sein“ oder deshalb, weil er sein eigenes Leben nun nicht mehr leben kann. Eine Kettenreaktion, in der sofort zielkräftige Hilfe gebraucht und in vielen Fällen auch mit gutem Erfolg angeboten wird. In der nächsten Geschichte – ebenfalls von mir miterlebt – möchte ich nun einen sogenannten „Selbstmörder“ sprechen lassen. Einen Menschen, dem das Leben einfach „zu viel“ geworden ist. Einem Menschen, der glaubte, es nicht mehr „schaffen zu können“. Wie ich von der betroffenen Hinterbliebenen erfahren habe, hat er weder seine Tat angekündigt noch war an seinem Verhalten etwas Auffälliges zu erkennen. Er hatte sich einfach etwas vorgenommen und führte seinen Beschluss eines Tages auch aus: Er nahm sich sein Leben! Zurück blieben seine verzweifelte, wie vor den Kopf gestoßene Familie und seine heiß geliebte Frau: Martha. Es vergingen einige Jahre der Einsamkeit für sie. Jahre voll der tiefsten
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