Zeilen aus dem Jenseits

Verzweiflung, der endlosen Trauer und des absoluten Unverständnisses seiner Tat gegenüber. Doch eines Tages trafen wir einander, Martha und ich, und ich konnte ihr endlich die Hilfestellung geben, die den Selbstmord ihres geliebten Mannes zur Aufklärung brachte. Er gab mir seine Botschaft durch und ich gab folgende Worte an Martha weiter: Ich bin durch meine Hölle gegangen, eine grauenvoll grausame Hölle, eine entsetzliche Hölle, ein Ort der Qual, der Quälerei und des absoluten Schreckens. Eine Hölle der Einsamkeit, der Trauer, des Unverständnisses. Ein Ort der Gefühle, ohne diese Gefühle auch zu fühlen. Ein Ort des Wissens, ohne dieses Wissen auch zu erkennen. Ein Ort des Denkens, ohne dieses Denken auch denken zu können. Ein Ort des Sprechens, ohne auch nur irgendein Wort zu finden. Eine gnadenlose Hölle, eine Hölle ohne jegliche Barmherzigkeit, lediglich ausgestattet mit dem endlos weit entfernten Wissen über das, was eben zu Ende gegangen ist und doch nie richtig angefangen hat: Eine sich krümmende Schlange, ein sich windender Kreis, entstanden ohne Anfang, ohne Ende. Ein grausamer Ort der ewigen Sehnsucht und der erdrückenden Gefühle, ohne zu wissen wonach – entsetzlich unwiderruflich, unabänderlich und endgültig. Warum ich „das“ getan habe, weiß ich nicht. Dass ich „es“ getan habe, weiß ich. Ich habe mir nie erlaubt, in Ruhe und Frieden zu leben, darum habe ich mir das Leben genommen. Der Grund dafür war die Angst, die grenzenlose Angst, in diesem Leben zu versagen, es nicht zu „schaffen“, es wieder einmal „nicht zu schaffen“. Ich weiß, dass diese grausame Angst immer in mir war, dass sie „da“ war, stets und ständig. Ich weiß nicht, warum sie „da“ war, woher sie gekommen ist, ich weiß nur, dass sie „da“ war, und dass sie immer noch „da“ ist. Meine Ankunft hier war mühselig, ich war allein und verlassen, habe nichts begriffen, habe nichts verstanden, und das, was ich getan habe, das, was geschehen war, hatte ich vergessen. Ich bin einfach hier aufgewacht, obwohl ich hier nicht eingeschlafen bin. Der Grund dafür war Frieden, waren Ruhe und Frieden. Ich wollte einfach nur Ruhe haben und alle Probleme endlich vergessen. All die Probleme, die mir in meinem Leben so unendlich viel zu schaffen machten. In einem selbstmörderischen Anfall von grenzenloser Quälerei habe ich mir endlich mit Gewalt Ruhe und Frieden verschafft. Es sollte das Ende sein, ein Ende all der Mühsal, der Qual, die aber immer noch besteht, eine Qual, die war. Und eine Qual, die ich jetzt und hier nicht einmal beschreiben kann.

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