Zeilen aus dem Jenseits

vor mir: Mein Hund, meine Kameradin, meine beste Freundin, mein Lebensmotor! Wir sind beide miteinander „alt“ geworden. Wenn ich im Laufe dieser vergangenen Jahre Probleme hatte, sind wir gemeinsam in den Wald gegangen… „Komm Cora, ich brauche Hilfe, gehen wir Hilfe suchen …“ und über Wiesen, an Feldern entlang, haben wir kleine Bächlein überquert, haben bei dem Baum angehalten, der mir stets neue Kraft und Energie gespendet hat. Ich habe sie immer und immer wieder gefunden, Cora war meine unauffällige, in sich zufriedene Begleiterin. Wir haben nie viel miteinander geredet, es genügte oft nur ein Gedanke, ein Blick in ihre sanften Augen. Sie war immer für mich da, immer bereit, sich meinem Leben anzuschließen. Sie für mich – ich für sie! Vierzehn lange Jahre hindurch! Jahre, die nun plötzlich so kurz wie nie erschienen…„Reiß dich zusammen, hör auf zu heulen, es ist doch nur der Körper, der leblose Körper, der da vor dir liegt. Was soll das Theater, gerade DU weißt genau um die Wahrheit dieser Situation. Die Seele ist doch existent, sie ist nicht tot! Wie führst du dich denn auf?Was soll das?“ In meinem Kopf rasten die Gedanken und fuhren Achterbahn. Mein Tierarzt stand respektvoll und mit traurigem Gesicht im Hintergrund seines Ordinationsraumes. Er gab mir Zeit, lange Minuten, um mich vom leblosen Körper meiner geliebten Hündin verabschieden zu können. Es fiel auch ihm sehr schwer, das Geschehene zu verarbeiten. Ein Leben „auszulöschen“ ist eine riesengroße Verantwortung. Aber wenn „nichts mehr geht“, ist es eine Erlösung für das betroffene Tier. Bei Cora „ging nichts mehr!“ Die Hoffnungslosigkeit der Situation war in seinen Augen zu sehen. Ich war ihm unendlich dankbar dafür, dass er schwieg, dass er alle Tröstungsversuche für mich in diesem Augenblick unterließ. In den nächsten Tagen würden sie mich förmlich „überfluten“, das wusste ich bereits jetzt. Doch in diesen Minuten zählte dieses Wissen jedoch absolut nichts! Irgendwie bin ich nach Hause gekommen. Irgendwie ist der Tag, sind die folgenden Tage vergangen. Überall „sah ich Cora“: Sie lag auf ihrem Lieblingsplatz mitten im Zimmer, sie saß auf der Rückbank meines Autos, sie ging in meiner Begleitung durch die Hundeauslaufzone im Wiener Prater und ich forderte sie unwillkürlich auf, mit mir den Müll wegzubringen. Sie war einfach „da“, sie war in meiner Nähe, aber sie war nicht anwesend. Ich spürte die Leere, die Leere meiner Umgebung, die Leere in meinem Herzen, verbunden mit dem grausamen Schmerz des Verlustes. Coras Seele ging es gut, sie strahlte

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