Widerspruchsgeist ist weg und ich komme mir vor wie ein Schüler zu Beginn einer neuen Schulstufe in einer unbekannten Schule. Du willst etwas wissen. Nun, ich hatte das alles für dich gedacht, obwohl meine anfänglichen Pläne anders waren. Er meint, es gibt nur das Getane, nicht das Gewollte. Verstehst du mich? Ich war schon ein wenig verwirrt damals, irgendwie war es auf einmal plötzlich anders–man glaubt, über alles bestimmen zu können und alles mitzunehmen. Nichts – man ist nackt und bloß wie ein Kind. Und Entscheidungen muss man vorher treffen – jetzt ist es für meine zu spät. Das tut mir zwar ein wenig leid, aber es ist für mich nicht mehr wichtig. Haserl, ich will mich nicht bei meiner geschiedenen Frau entschuldigen – ich schaffe das nicht. Sie ist eine sehr harte und verbitterte Seele. Wie soll ich das tun? Ich will mich überhaupt nicht entschuldigen – weil für das, was ich gemacht habe, stehe ich immer noch gerade. Auch bei dir, auch wenn es nicht so ganz richtig ist. Er sagt, das Wort „ent-schuldigen“ ist göttlichen Ursprungs und enthält die gesamte Weisheit dieser Schöpfung – versteh ich nicht und will ich auch nicht verstehen! Nun, ich bin kein Engel. Er nickt. Ich habe nachgedacht – wenn ich ihn nicht hätte, wäre ich hier ganz alleine, weil ich keine Freunde habe. Ich bin froh, ihn zu haben. Er ist nett und sehr verständnisvoll. Vielleicht stelle ich ihn dir einmal vor – dazu lacht er aus vollem Hals und meint: „Dein Haserl kennt mich seit Ewigkeiten und es war sie, die mich zu dir gerufen hat!“ Verstehst du das? Haserl, nicht traurig sein, es ist gut so, wie es ist – keiner kann es ändern. Du musst tapfer sein, bitte. Mit Liebe und in Liebe, dein Karl Maria und ich lasen seine lange Botschaft gemeinsam durch. Karl lernte wirklich schnell und gut. Sein Wissen – im Vergleich zu dem seines Erdenlebens – wuchs rapide. Nur manches Mal trat sein „Sturkopf“ noch auf den Plan – jedoch, das war absolut nicht von Wichtigkeit für sein Wissen. Er setzte ihn nämlich dann ein, wenn er nicht mehr weiter wusste – augenscheinlich stellte er keine Fragen. Er wollte in der Tat alles „selbst“ erkennen. Was mich jedoch tief berührte war die Tatsache, dass Karl sich mit seinem neuen Zustand abgefunden hatte. Er reagierte auf alles beinahe „menschlich“, und das
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