Zeilen aus dem Jenseits

erst zurechtfinden hier – es ist nicht ganz einfach. Aber es geht. Maria hatte mir mehrmals erklärt, Karl hätte sich jedes Mal hinter seiner Zeitung versteckt, wenn sie mit der „Esoterik“ angefangen habe – die ersten verständlichen Sätze seinerseits bewiesen, dass er sehr genau wusste, was geschehen war. Es fehlte ihm nur das Wissen um seinen Zustand – war er doch eben erst „gestorben“ und trotzdem nicht „tot“. So ganz unwissend war er also doch nicht. Das gezeigte Desinteresse an einem „Leben nach dem Leben“ – als Mensch tat er so, als wäre es „Unsinn“ – nein – „BLÖDSINN“, war lediglich seine Unsicherheit auf diesem Wissensgebiet. Der Tod kam für Karl zu plötzlich und gänzlich unerwartet. Er wusste zwar um die Tatsache des Sterbens Bescheid, für ihn kam sie jedoch zu schnell, zu früh und in einer Situation, die er nicht im „Griff“ hatte. Ich wusste es anders. Maria hatte mit jedem ihrer Worte ein Samenkorn in eine harte, unerbittliche Erde gepflanzt. Trotz des vielen „Gießens“ – die Samenkörner wollten und wollten nicht zu sprießen beginnen. Erst als Karl seine materielle Form, seinen irdischmenschlichen Körper verließ, wurde die steinige Erde zu einem fruchtbaren Boden und Marias Samenkörner zeigten einen wunderschönen Erfolg. Karl war das alles nicht bewusst, aber er bekam die volle Wirkung zu spüren. Und das war sein Weg nach „DRÜBEN“: Marias konsequentes Thema über den „Tod“ und ihre grenzenlose Liebe zu Karl, die ihn begleitete. So lief es also: Man darf nicht lockerlassen, wenn man etwas erreichen will. Ein anstrengender, jedoch – wie zu sehen ist – ein durchaus erfolgreicher Weg. Auf irgendeine Art erinnerte mich Marias Art an die meiner irdischen Mutter. Auch sie ließ nie locker, wenn es um gewisse Themen ging. Meine Rebellion, meine Gegenargumente – sie ließ sich durch nichts von ihrem Wissen abbringen. Und dann – als ich selbst in meinem Leben nicht mehr weiterwusste, als mir der „Himmel auf den Kopf fiel“ – da begannen die „Samenkörner“ meiner Mutter zu sprießen und zu blühen – und ich konnte mein Schicksal wieder in meine beiden Hände nehmen – bis heute. Es ist schon sehr schwer zu verstehen, warum sich – so wie ich – viele Menschen den schweren Weg aussuchen, wo ihnen doch so oft ein „roter Teppich“ gelegt wird! Also, Karl war als Mensch durchaus nicht „unwissend“, er war lediglich nur „nicht überzeugt“. Das beweisen die weiteren Sätze, die ebenfalls noch vor

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