Zeilen aus dem Jenseits

begann, seine Rechte einzufordern. Karl seinerseits hatte Maria zwar im Urlaub teilweise begleitet, jedoch er war auch in eine Art Schule gegangen. Das bewies seine Botschaft, die von Ruhe und Frieden durchdrungen war. Es war ein anderer Karl, der von sich hören ließ, eine deutliche Weiterentwicklung seinerseits war zu spüren. Ich erkannte, dass er Maria „losgelassen“ hatte, er hatte sie freigegeben – aber was war mit ihr? Würde sie das alles nun akzeptieren und endlich auch annehmen können? Urlaubsglück und die damit verbundene Hochstimmung – würden sie anhalten? Und wenn, für wie lange Zeit? Karls Position war die leichtere, die einfachere. Er hatte – durch seine Maria – den Überblick über seine Situation, Maria hatte nur meine Fähigkeiten zur Verfügung. Sie selbst konnte ihn weder sehen noch hören. Und sie liebte ihn doch so sehr! Kein anderer Mann – das fühlte und wusste ich ganz genau – würde jemals seine Stellung als ihr neuer Lebenspartner einnehmen können. Zum jetzigen Zeitpunkt nicht und in der Zukunft wohl auch nicht. Irgendwann – es war bereits Frühherbst geworden – „klopfte“ Karl wieder bei mir an. Natürlich teilte ich dies sofort Maria mit und sie war selbstverständlich mit einem Treffen einverstanden. In der Zwischenzeit hatten Maria und ich keinen Kontakt miteinander. Ich hatte beruflich sehr viel zu tun und Maria hatte ihrerseits augenscheinlich ebenfalls keine Zeit für ein privates „Plauderstündchen“. Eigentlich hatten wir – außer für Karls Botschaften – keinen Kontakt miteinander – es ging immer nur um Karls Mitteilungen – er war und blieb ihr ganzer Lebensinhalt, auch mir gegenüber. Das war mir natürlich recht, denn ich wollte objektiv und neutral bleiben. Es dürfte Karls Schwingungsfrequenz gewesen sein, die mich von Maria fernhielt. In allen anderen Kontaktaufnahmen mit Verstorbenen entwickelten sich mit der Zeit zwischen den zurückgebliebenen Lebenden und mir als „Mittlerin“ intensivere Bekanntschaften, so manches Mal sogar freundschaftsähnliche Beziehungen. Das ging sogar so weit, dass der „Tote“ mit seiner noch lebenden Bezugsperson und mir spazieren oder wandern ging und ich fungierte als „SynchronDolmetscher“. Es wurde auch oft und viel gelacht, denn: Nicht jeder von „DRÜBEN“ war traurig oder sentimental, nein, im Gegenteil, der Humor kam des Öfteren sehr stark durch und es war einfach großartig, wie vertraut die verschiedensten Situationen wurden. Einige der „lebenden Toten“ blieben im Kreise ihrer Familie und waren dort glücklich integriert, viele gingen immer wieder auf „Reisen“, um bei ihrer Rückkehr Interessantes und Neues zu berichten. Nur eines gelang keinem – Fantasiegebilde aufzubauen. Alle, alle

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