fortgehen, konnte er in die nächste Lernstufe einsteigen, für ihn ein „lebenswichtiger“ Abschnitt. Ein Abschnitt, der nur gelingen konnte, wenn Maria „draußen blieb“. Eine bittere, eine grausame Wahrheit! Und doch – er musste ihr die Wahrheit mitteilen. Er tat es in liebevollen, vernünftigen Worten – und Maria verstand sofort. Nun geschah etwas, das mich in der Tiefe meiner Seele erschütterte: Maria gab Karl frei! Sie gab ihm zu verstehen, dass eine Trennung dieser beiden Welten das Beste für beide sei – sonst würde keiner endlich zur Ruhe kommen. Sie „schickte“ ihn förmlich weg – und er ging, um ein „neues Leben“ anzufangen. Das Zimmer in Marias Wohnung wurde mit einem Schlag hell und klar, ein eigenartiges Licht breitete sich aus. Ich ließ den Kugelschreiber langsam aus meiner Hand gleiten und blickte bewusst um mich. Maria war eingehüllt in eine wunderbare Schwingung – es war die Energie der Liebe, die sie mit Karl verband und die er nun endlich zurückgeben konnte. Es war wie traumhaft und doch so real. Ich konnte es kaum fassen. Hatte ich doch schon so viele „Verstorbene“ betreut in Form von Briefen oder Gesprächen – dieses Geschehen aber war einzigartig. Die Abhängigkeit der beiden voneinander wurde in eine Liebesfrequenz transformiert und erlöste sie aus Traurigkeit und Verzweiflung. Zurück blieb ein Mensch, eine Frau mit traurigem Herzen. Wenn sie gewollt hätte, wäre ich ihr als „Medium“ treu geblieben und hätte Karls weiteren Weg begleitet. Maria aber tat das einzig Richtige – sie gab ihn frei und ließ ihn damit endgültig los. Die Liebe ist doch die größte, die wichtigste und die „ewige Quelle“ in dieser, unserer Schöpfung. Seitdem sind einige Jahre vergangen. Ich habe nichts mehr von Maria gehört, auch von Karl nicht mehr. Meine Arbeit als Verbindungsglied zwischen HIER UND DORT, als Mittlerin zwischen den Lebenden und den „Toten“ hat mich viele, sehr viele Briefe schreiben lassen. Jeder einzelne von ihnen war interessant, war trostreich und auch bekennend. Viele verbale Sitzungen brachten letzte Erkenntnisse und letzte Worte für die Zurückgebliebenen, viele Erklärungen brachten Wahrheit und Handlungsbedarf – und ich tue diese Arbeit immer noch. Und immer und immer wieder gibt es Freudentränen. Manches Mal darf auch herzlichst gelacht werden. Einige Male musste ich mit strengen Worten eingreifen – jedoch: Karls Briefe waren die nettesten, die menschlichsten und die lehrreichsten. Er zeigte Maria und mir, welche Gelegenheit ein plötzlicher Tod sein kann, bevor ein Erdenleben sinnlos im „Sand“ verläuft.
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