Zeilen aus dem Jenseits

es in der Tat! Doch jetzt geht es wieder an die Arbeit. Der „Vati“ will ebenso seiner Freude Ausdruck verleihen. Auch wenn er zuvor noch seine Erfahrungen mitteilen muss. Schön sind sie nicht, seine Erfahrungen als Soldat, jedoch die Tatsache, dass er endlich mit seiner geliebten Tochter Verbindung hat, lässt die Bitterkeit in Hoffnung wandeln. Hallo, meine liebe Kleine! Keine Sorge, ich bin immer in deiner Nähe und ich weiß, dass du genau das fühlst. Jetzt kann ich endlich meine Vaterrolle übernehmen, auch wenn ich viel lieber ein lebender Vater wäre. Aber du weißt, dass man das Schicksal nicht ändern kann. Kriege sind eine sehr grausame Angelegenheit, ich habe vieles gesehen und Entsetzliches erlebt. Verdienste, nur weil man irgendwas Positives getan hat, sind nicht wichtig, denn du musst den rundum Blick erkennen. Erst Menschen töten und dann – mit Glück – einen Einzigen retten – alles Heuchelei und grausamer Betrug. Ich habe zu viel gesehen, zu viel getan, zu viel miterlebt – ich war dabei. Und vielleicht ist es die bessere Lösung gewesen, irgendwo tot umzufallen. Denn vielleicht hätte ich diese Vergangenheit nicht verkraftet – was wäre ich dann für ein Vater geworden. Jetzt habe ich die Chance, bei meinem Kind zu sein, und du liebst mich wirklich, auch wenn das Kind bereits eine ältere Frau ist. Aber ich weiß, dass du immer mein Kind bleiben wirst. Zumindest so lange, bis du mir hier gegenüberstehen wirst. Das wird noch dauern, aber du weißt, dass ein Mensch auch einmal sterben wird – jeder Mensch, auch du. Natürlich bin ich an deiner Seite. Denk fest an mich und hab keine Angst. Egal, wie die Sache ausgeht – wir sind füreinander da. Ich habe dich immer geliebt, meine Große, meine Kleine, dein Vati In Gerlinde häufen sich unendlich viele Fragen an. Sie will unbedingt erfahren, wie das Leben ihres Vaters vor seinem plötzlichen Tod verlaufen ist. Was war er für ein Mensch? Was waren seine Interessen? Wie war das Verhältnis zu ihrer Mutter, seiner Gattin? Was hat er gefühlt als er wusste, dass sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen würde – seine Frau erwartete ein Kind: Gerlinde! Er war im Feld, Soldat in Italien–wie erging es ihm dort? Hat er seinen Tod

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