Zeilen aus dem Jenseits

verlassen. Sie wehrt sich sozusagen mit „Händen und Füssen“ und klammert sich verbissen an ihr Dasein. Tief in ihrem Innersten aber hat sie bereits Frieden mit sich geschlossen und ist bereit, auch den letzten Schritt zu tun. Nur – sie hat entsetzliche Angst vor der Tatsache, dass sie dann Rechenschaft ablegen muss. Das weißt du, das wissen alle, was sie aber nicht weiß ist, dass diese „Rechenschaft“ anders zu sehen ist. Sie war ein sehr strenger eigensinniger Mensch mit großem „EGO“, sie war sich wichtig! Das war ihre Lebensaufgabe. Sie wollte stets ihren Kopf durchsetzen und genauso steht sie jetzt der Tatsache „des Todes“ gegenüber. Sie will nicht! Sie ist gewöhnt, dass es nach ihrem Willen geschieht. So ist sie eben und niemand kann das ändern. Ich weiß, dass auch du Angst vor ihren Reaktionen hast. Du hattest immer Angst vor deiner Mutter. Aber das ist jetzt vorbei, wenn auch erst sehr spät. Ich konnte dich nie vor ihr schützen, aber ich habe immer versucht, dir die Liebe zu geben, die du an ihrer Seite so schmerzlich vermisst hast. Deine Lebensgemeinschaft ist wie ein „Alibi“, du hast mich in deinem Gatten gesucht, aber nicht gefunden. Trag es mit Geduld zu Ende – es hätte schlimmer kommen können. Es tut mir leid für dich, aber das Schicksal ist bestimmt. Es läuft, wie es geplant ist, das ist so. Am klügsten ist es für die Menschen, wenn sie das Beste daraus machen. Das Leben an sich ist ein einziges „Experiment“. Manchmal fliegt die Bombe hoch (wie bei mir), manchmal ist es eine Kette von Enttäuschungen – aber immer gibt es eine Lösung. Selbst wenn du im goldenen Schloss wohnst und wie eine Königin residierst, selbst dann hat das Schicksal Ansprüche und Gold ist mit einem Mal nicht alles. Hoffentlich verstehst du nun, was ich meine. Beiß einfach nur die Zähne zusammen, das Los der Töchter ist für die Söhne die beste Lösung. Sei stark, hab keine Angst. Denke daran: Alles hat einmal ein Ende! Jeder negative Gedanke kostet positive Energie, und das ist es nicht wert. In Liebe, Vati Der Zustand von Gerlindes Mutter hat sich ein wenig beruhigt. Sie hat sich damit abgefunden, akzeptiert jetzt die Hilfe, die sie dringend benötigt. Gerlindes Nerven haben sich ein wenig erholt, es geht ihr um vieles besser. Sie ärgert sich lediglich darüber, dass ihr der Bruder keinerlei Unterstützung bietet. Aber das war schon immer so. Die Mutter hatte nur Liebe für ihren Sohn. Alles was er tat war richtig! Gerlinde konnte ihrer Mutter nie etwas recht machen – als Kind

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