Zeilen aus dem Jenseits

das Kind, irrationales Gedankengut der Mutter. Denn das Kind ist da und somit ist alles andere eine rationale Folge. Warum dieses Beispiel für mich so unendlich wichtig ist? Ich will, dass die Menschen endlich verstehen und begreifen, dass die Vergangenheit im Leben aus Fakten, aus bestehenden Tatsachen resultiert. Jegliches Denken über „was wäre geschehen, wenn das Geschehene anders abgelaufen wäre …“ ist somit überflüssig, nicht notwendig und bedeutet außerdem sinnlos vergeudete Energie. Für das Denken in die Zukunft ist die Möglichkeitsform lebensnotwendig, denn sie beinhaltet die Vorstellungskraft für darauffolgende Entscheidungen. Ich habe im Laufe der Jahre diese Einstellung meiner Gedankenmuster gelernt und auch erlernt. Warum nur machen es sich die Menschen so unnötig schwer mit all diesem unnötigen Ballast? Viele Situationen im Leben könnten viel einfacher gehandhabt werden, wenn die Menschheit lernt, klar und einfach zu denken und demzufolge klare und einfache Taten zu setzen. Ein altes Gedankenmuster von mir – was ist schon einfach im Leben …? Gerlindes Gedanken kreisen um den Vater. Er ist ihr zum Lebensinhalt – zu einem Halt – geworden. Sie hat ihn für sich zum Leben erweckt, er ist ihr ständiger Begleiter. Real und wirklich ist er geworden, ihr „Vati“. Die Liebe zu ihm ist ihre Selbstverständlichkeit, ihr Schutz, ihre Motivation, ihre Handlungsfähigkeit. Er ist jung geblieben in all den vergangenen Jahren ihrer Sehnsucht nach ihm. Sie sieht ihn so vor sich, wie er sich auf dem alten, für sie so kostbaren Foto darstellt. „So hätte er mich durchs Leben geleitet, so hätte er mich behütet und beschützt, so hätte ich seine Liebe erleben können …“ Wieder diese Wunschform, wieder diese Gedankenwelt aus Träumen und Vorstellungen. Ich will Gerlinde nicht enttäuschen, weil ich weiß, wie sehr sie auch auf meine Worte hört. Lieber lasse ich den Vater zu Wort, nein, zu Papier kommen. Obwohl ich diesmal ziemlich sicher weiß, dass er der Tochter jetzt das mitteilen wird, was eigentlich ich ihr antworten sollte. Aber „Vatis“ Bericht ist um vieles genauer und deutlicher im Ausdruck, als ich es jemals beherrschen werde können. Meine liebe, kleine Linde!

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