Zeilen aus dem Jenseits

Eigenartigerweise spüre ich genau, wo dieses geheimnisvolle Wissen „verschlüsselt und versteckt“ ist. Einige meiner Klienten kommen öfters, manche sogar – wie Gerlinde – immer wieder. Mit jedem Mal werden die Botschaften vertrauter. Nicht jeder Verstorbene gibt bei der ersten Kontaktaufnahme alles preis. Viele halten sich vorerst „bedeckt“, da sie selbst überrascht und des Öfteren sogar verunsichert sind. Ja, es ist schon vorgekommen, dass der/ die Tote nicht mit mir reden wollte. Männliche Verstorbene sind ungleich vorsichtiger mit dem, was sie erzählen wollen. Das ist ihr gutes Recht, denn auf Bestätigung ihrer Hinterbliebenen waren sie das auch während ihrer Lebenszeit. Manche jedoch reden sich schnell und eifrig alles von der Seele, alles das, was sie während eines ganzen Lebens hindurch nie gesagt haben. Mir ist alles recht, gleich ob sie zögern oder zaudern, gleich ob sie vor Freude ihre Worte fließen lassen. Für mich ist lediglich eines wichtig: Der Verstorbene nimmt Kontakt mit dem lebenden Hinterbliebenen auf. Fragen werden geklärt, Abschiedsworte finden statt und die große Beruhigung tritt auf beiden Seiten ein. Sollte es der Seele eines/einer Verstorbenen „DRÜBEN“ nicht gut gehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten auch da zu helfen. Das jedoch ist ein anderes Thema, das mit Gerlindes Situation nichts zu tun hat. Gerlindes Vater geht es gut, seine Seele hat bereits ein großes Wissen, er kann seiner lebenden Tochter beistehen und endlich nach so vielen endlos langen Erdenjahren auch Hilfestellung leisten. Er erteilt ihr keinerlei Ratschläge, er erklärt ihr lediglich die Situation und macht sie auf Schwächen aufmerksam. Wenn Gerlinde auf ihren Vater hört, ist sie „gezwungen“, an sich zu arbeiten und sich durch eine Veränderung ihrer Sichtweise in die Situation neu zu stellen. Sie lernt durch die Unterstützung ihres verstorbenen Vaters ihre Lebenssituation von einem anderen Blickwinkel zu sehen. Das ist die positive „Hilfe“ aus dem „Jenseits“. Keine Ratschläge, sondern die Möglichkeit, selbst umzudenken und dadurch eine Neu-Orientierung im eigenen Leben in Gang zu setzen. Mit einem Mal erwacht Gerlinde aus ihrer verzweifelten, hilflosen Denkweise, sie setzt sich ruckartig auf, in ihren Augen blitzt Kampfgeist auf. Jetzt wird sie die Situation mit ihrer Mutter selbst entscheiden. Sie will und wird nicht länger auf die Unterstützung ihres Bruders hoffen, nein, sie wird auch nicht mehr länger warten. Ich weiß, dass Gerlinde endlich „aufgewacht“ ist, dass sie erkannt hat, was zu tun ist. Mein Gefühl ist deutlich: Jetzt geht es weiter, jetzt geschieht das, was ich spüre. Wenn man etwas ganz fest im Willen hat, dazu selbst auch noch

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