Zeilen aus dem Jenseits

der Schule geschieht, nur gibt es kein Zeitlimit und keine Benotung. Du kannst dir vorstellen, wie müde, traurig und verzweifelt ich war, als ich all die Hoffnungslosigkeit gesehen habe, die hier herrscht – unter uns Gleichgesinnten, unter den Helfern und den Führern auf meiner – unserer – Ebene. Aber – so sagte der Führer – auch die Schattenseiten des Paradieses müsse man erkennen, um sie danach zu löschen. Eine schwere Aufgabe, die nicht von heute auf morgen getan werden kann. Und wie ich dich kenne, sagst du jetzt „egal, wann die Aufgabe gelöst wird, Hauptsache, man hat erkannt, dass es eine Möglichkeit zur Lösung gibt.“ Und da hast du Recht, weil du doch die „menschlichere“ Seite bist – eigenartiger Weise liegt die Vernunft der Frau viel näher an der Wahrheit als die des Mannes. Ich habe schon erwähnt, dass beim automatischen Schreiben die Bewusstseinsebene des Mediums absolut in den Hintergrund tritt, sodass dem Schreibmedium während des Schreibvorgangs der Zugang zu den geschriebenen Sätzen fehlt. Irgendwer aus dem mentalen Bereich „führt“ die Hand mit dem Schreibgerät – die Gedankenwelt des Schreibers „fliegt“ förmlich davon. Ich zum Beispiel sehe Bilder, Erinnerungen gleiten vorbei, manchmal fühle ich mich wie im Traum. Das Bewusstsein ist zwar da, vom praktischen Tun des Schreibens jedoch weit entfernt. Wenn ich mit dem Schreiben zu Ende gekommen bin, brauche ich einige Zeit, um mein Bewusstsein mit meiner körperlichen Anwesenheit wieder in Einklang zu bringen. Ist das geschehen, lese ich meinen Klienten die Botschaft in Ruhe vor und bin großteils genauso betroffen wie diese. Über Gustls Bericht waren wir beide zutiefst erschrocken. Liesl noch mehr als ich, hatte sie doch den 2. Weltkrieg als Kind noch miterlebt. Und nun wurde ihr ein derartiger „Wahnsinn“ auch noch aus dem mentalen Bereich bestätigt. Sie war erschüttert und völlig aufgewühlt. Außerdem war ihr erster Mann unter den Gefallenen dieses Krieges: Niemand wusste wo und wann er genau umgekommen war. Der Schmerz, den sie all die vielen Jahre bereits verdrängt hatte, kam mit einem Mal hoch und „explodierte“ förmlich in ihrem Bewusstsein. Ich war nicht fähig, sie zu trösten, ich konnte nur versuchen, ihr Ruhe zu vermitteln. Das Grauen, das sich in ihrer Seele immer und immer wieder abgesetzt hatte, nun war es in vollem Umfang wieder da. Aber: Sie wusste es und ich wusste es: Sollte sich Gustl jemals wieder als Mensch inkarnieren, würde er alles daransetzen, Kriege und ähnlichen Wahnsinn zu

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