Einige Zeit später, Erdenzeit natürlich, meldete sich Gustl wieder bei uns, und ich konnte folgenden Brief empfangen: Nachdem ich jetzt zurzeit wirklich genug von dem Entsetzen und Schrecken dieser Katastrophe habe, darf ich, sofern du einverstanden bist (und das bist du), wieder bei dir und an deiner Seite verweilen. Für dich würde ich mir wünschen, dass du nicht so viel darüber nachdenkst, denn im Prinzip ist schon entschieden, was geschieht – nein, ich weiß es auch nicht, aber es wurde mir gesagt. Das bestätigt dein Wissen, dass es hier keine Zeit gibt. Dies ist eine Situation, die ich erst verstehen lernen muss, da ich sie nicht in meinem Denkschema habe. Keine Zeit und keine Zahlen – meine Welt ist auf den Kopf gestellt – kannst du dir das eigentlich wirklich (real) vorstellen? Ich habe nun verstanden, dass es für mich sehr viel zu lernen gibt und dass es bei dir einige Menschen gibt, die all das wissen, wovon ich keine Ahnung habe. Das ist eine schwierige Situation für mich, denn du weißt, dass ich ein Skeptiker bin, speziell Frauen gegenüber, und jetzt muss ich zugeben, dass gerade die Frauen so viel mehr wissen als die Männer. Ich höre immer mit großem Interesse den Gesprächen zu, aber ich muss zugeben, die Männer sind nicht nur intoleranter, sie sind großteils ungnädig und Ignoranten. Nun, vielleicht werde ich versuchen, hier mit männlichen Wesen zu sprechen, denn „lernen und Wissen weitergeben“ ist eine Pflicht – so sagte man es mir – und hat keine messbaren Grenzen. Bin schon sehr interessiert, ob ich Erfolg haben werde und was man mir „erzählen“ wird. Also, erzähle mir etwas von all dem, von dem ich nicht einmal weiß, dass es existiert. Gustls Humor, seine Art, sich selbst auf „die Schaufel“ zu nehmen, sein Lächeln über seine „Unwissenheit“ – es machte nicht nur Spaß, mit ihm zu kommunizieren, es bereitete jedes Mal Freude, wenn er sich mit seinem „Hallo, ihr Lieben“ meldete. Gustl war tolerant, liebenswert und hatte großen Respekt vor seiner Liesl und ihren Freunden, ihren Interessen und ihrem von Tag zu Tag stets anwachsenden Wissen. Er war mir sehr sympathisch und seine Botschaften „liefen mir nur so aus dem Handgelenk“. Auch war er immer mit dabei, wenn Liesl und ich gemeinsam Ausflüge planten.Auf unseren Wanderungen stellte er uns gezielte Fragen und bekam auch die entsprechenden Antworten. Einmal allerdings wollte Liesl endlich erfahren, wie es ihm denn „DRÜBEN“
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