tiefe Liebe, die im Laufe der gemeinsamen Erdenjahre auch eine innige Kameradschaft mit sich brachte. Aus allen seinen Botschaften war deutlich zu merken, dass er den allergrößten Wert auf ihre Meinung legte und nichts unternehmen wollte, was nicht auch ihre Zustimmung fand. Trotz all der, teilweise heftigen Diskussionen fanden sie stets eine gemeinsame Lösung. Und wenn er sich nicht ganz sicher in seinen „Unternehmungen“ fand, befolgte er immer Liesls Rat. Mir gefiel diese Art von Übereinstimmung ausgesprochen gut. Es fiel nie ein böses Wort, es gab weder Vorwürfe noch wurde aneinander kritisiert. So manches Mal hatte ich das Gefühl, zwischen den beiden bestand so eine Art von „heiler Welt“! Und ganz still für mich stellte ich mir vor, wie schön dann ein gemeinsames Erdenleben sein könnte! Gustls nächster „Brief“ kam einige Erdenwochen später als Tagesausklang nach einer wunderbaren Waldviertler Wanderung. Du wirst es kaum für möglich halten – oder doch? – ich werde jetzt für einige Zeit eine Schule der besonderen Art besuchen, denn „man“ hat mir zu verstehen gegeben, dass das Lernen hier nicht nur aus Theorie besteht! Man muss auch ins Praktikum, sonst stagniert das Wissen, und es gibt jetzt in der Folge kein neuerliches Lernen mehr. Also, ich gehe ins Praktikum meines ersten bewussten Lebens nach dem Leben. Dieses Praktikum hat etwas mit mir selbst zu tun – bin schon gespannt, was geschehen wird, denn „neugierig“ soll man hier nicht sein, dieses Wort enthält und erzeugt eine gewaltige Missschwingung, so wie in der Musik – du weißt schon, das was mir nie zugesagt hat! Also, bitte, verwende niemals mehr – wenn es geht – das Wort, denn es enthält die mieseste Eigenschaft der Menschheit: Sie kommt gleich nach der Dummheit – diese jedoch kann korrigiert werden, Neugier niemals! Also, ich bin spannungsgeladen und werde mich vehement in mein Praktikum stürzen und bin dann für einige Erdenzeit nicht erreichbar. Wie lange weiß ich nicht, aber nicht so lange, wie du jetzt vielleicht annimmst. Dafür werde ich dir dann alles genau berichten – einverstanden? Eigentlich bin ich sehr froh, dass es so gekommen ist, und ich weiß sehr genau, dass du in guten Händen bist und ich dich in aller Ruhe allein lassen kann, darf und soll. Letzteres ist zwar noch ein schwieriger Punkt, aber der ist durchaus erlernbar. Mein Motto hier ist: Ich versuche es halt, geht es gut, ist es von
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