ich nur mündlich mitteilen. Die beiden besprachen die bestehenden Möglichkeiten seiner Schulungsvorschläge bis ins kleinste Detail und wieder war es Liesl, die den geeigneten Ersatzlehrgang vorschlug. Gustl war hocherfreut über ihre Entscheidung, denn er war in der Tat ein echter Zauderer. Es war deutlich ersichtlich, dass er seinen jetzigen Zustand ohne seine bessere Hälfte, wie er Liesl liebevoll nannte, nicht so recht in den Griff bekam. Da er so viele Erdenjahre als „Verstorbener“ an ihrer Seite weilte und somit quasi „mit ihr weiterlebte“, hatte er immer noch keinen rechten Anschluss an seine „neue Welt“ gefunden. Ich jedoch war der Ansicht, dass er das, was er tat, und das, was er wollte oder nicht wollte, mit großem Eifer anging. So gesehen: Wenn Liesl ihrem Gustl einen guten Rat erteilte, dann war er schnell bei der Sache. Und dass ich mit seiner Abhängigkeit von Liesls Meinung im Recht war, bewies er gleich in der nächsten Botschaft. … Ohne dich bin ich wirklich ein „verlorener“ Gustav, aber, was soll ich tun. Ich habe mich im Laufe unseres gemeinsamen Erdenlebens so sehr an dich gewöhnt, dass es mir wie ein Entzug vorkäme, wenn ich auf einmal allein hier „wandeln“ müsste. Und – wie du ja weißt – ein Entzug ist schmerzhaft und nur für Helden gemacht. Und – ICH BIN KEINER! Also, den ersten Kurs habe ich belegt und nun muss ich mich mit dem auseinandersetzen, was im Allgemeinen als „Kirche“ und „Religion“ bekannt ist. Ein leidiges, weil tatsächlich totdiskutiertes Thema. Und so viele Facetten, die hier mitspielen. Freude habe ich keine damit, aber, was solls. Die erste Lektion war ein Film zur Erinnerung an mein persönliches Wissen um dieses Thema. Das Netteste waren noch die Szenen, wo wir beide miteinander diskutiert haben – mein Gott, waren wir jung und glücklich. Aber – so sagte man mir – das sei Ewigkeiten her und nicht das Thema. Nun, ich muss ihn noch einmal ansehen, denn ich habe nur auf dich geschaut und absolut nichts vom Gespräch mitbekommen! Ich glaube halt, ich bin hier wirklich fehl am Platz und fühle mich nicht sehr glücklich. Aber – so sagte man mir – wenn ich den Anschluss nicht an dein Wissen bekomme, werden wir hier herüben getrennte Wege gehen müssen. Denn der Wissensstand bestimmt die Ebene des künftigen Aufenthaltes. Und deiner liegt einige Etagen höher, am Berg also. Also werde ich ein Wanderer im Geist werden müssen, damit ich den Berg zu dir erklimmen kann – und das im Gebiet der Religionen – grauenvoll! Aber – so sagte man mir auch – ich solle mich nicht so anstellen, denn der kindliche Trotz, den ich an den Tag lege, passe absolut nicht zu mir. Das seien pubertäre Energien, die im geistigen Bereich völlig fehl am Platz und
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