Kapitel 1: Persönliche Erlebnisse auf dem Gebiet der Geisterkundgebung

- 3 - Wenn Sie Unannehmlichkeiten befürchten, so ist diese Furcht unbegründet. Ihre Teilnahme an unsren Versammlungen wird in der Öffentlichkeit nicht bekannt werden. Denn die wenigen Teilnehmer sind Persönlichkeiten, die schweigen können und alles meiden werden, was Ihnen Schaden bringen könnte. Also sagen Sie ruhig zu!" Der Wahrheit dieser Ausführungen konnte ich mich nicht verschließen. Der Mann hatte Recht. Wenn wir Geistliche, die wir Lehrer und Führer des Volkes sein sollen und sein wollen, es ablehnen, die Wahrheit über derartige Erscheinungen persönlich zu ergründen, wer sollte es denn tun? Wer könnte ein größeres Interesse an dieser Sache haben, als gerade die Geistlichen aller Konfessionen. Denn wenn der Spiritismus sich als Wahrheit erweisen sollte, so ist er für alle Religionsgemeinschaften von der folgenschwersten Bedeutung. Nach einigem Zögern erklärte ich mich daher bereit, am kommenden Sonntagabend an der Sitzung teilzunehmen. Während der folgenden Tage waren meine Gedanken immer mit dieser Sache beschäftigt. Halb und halb wurde es mir wieder leid, die Zusage gegeben zu haben. Denn die Unannehmlichkeiten, die mir daraus erwachsen konnten, erschienen mir immer größer, je mehr ich darüber nachdachte. Mit Spannung erwartete ich den Sonntag. Nach Beendigung des Nachmittagsgottesdienstes fuhr ich zur Stadt. Auf dem Büro des Hilfsbundes wollte ich noch einige dringende Angelegenheiten erledigen, bevor ich zur Sitzung ging. In meiner Rocktasche trug ich einen Zettel mit den Fragen, die ich am Abend dem Jungen vorlegen wollte. Sie konnten nur in längeren Darlegungen beantwortet werden. Sie waren aus der Religionswissenschaft genommen. Ich selbst war nicht imstande, sie zu beantworten, und wollte bloß feststellen, welche Ausführungen der Junge dazu machen würde. Auf dem Büro des Hilfsbundes fand ich einen Brief jenes Herrn vor, der mich zu der Sitzung eingeladen hatte. Darin teilte er mir mit, daß die Sitzung nicht bei ihm stattfinde, wie es verabredet war, sondern in der Wohnung einer anderen Familie, deren Adresse er mir angab. Es sei so angeordnet worden. Diese unerwartete Änderung machte mich stutzig. Ich wurde mißtrauisch. Sollte etwa ein Gaukelspiel mit mir getrieben werden? Die Familie, in der nun die Sitzung stattfinden sollte, kannte ich nicht, auch nicht dem Namen nach. Sollte ich mich in einer mir ganz fremden Familie peinlichen Verlegenheiten aussetzen? Vielleicht war das Ganze nur eine Falle, die mir gestellt werden sollte. Mein Entschluß war gefaßt: "Du gehst nicht hin." Damit man nun nicht vergeblich auf mich wartete, schickte ich dem Herrn durch einen Boten die Mitteilung, daß ich nicht zur Sitzung kommen würde. Es dauerte nicht lange, da erschien er selbst. Er bat mich, doch mitzugehen. Die Änderung bezüglich der Sitzung sei nicht von ihm getroffen worden, sondern von einer Seite, der sie Folge leisten müßten. Vielleicht sei der Grund darin zu suchen, daß in der anderen Wohnung die Sitzung unauffälliger stattfinden könne, als in seiner eigenen. So ging ich denn mit. Es war 19.30 Uhr, als wir hinkamen. Ich wurde von der Familie freundlich begrüßt. Ich merkte, daß man über mein Kommen erfreut war. Da die Sitzung erst um 20.00 Uhr beginnen sollte, hatte ich hinreichende Gelegenheit, mich mit dem Jungen zu unterhalten, der ebenfalls schon anwesend war. Durch eine Anzahl Fragen suchte ich seinen wissenschaftlichen Bildungsgrad festzustellen. Ich fand bald, daß er sich in nichts von anderen mittelmäßigen Jungen seines Alters unterschied.

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