Kapitel 2.2: Die Medien

- 35 - In den Zeiten, wo eure Könige noch unumschränkte Herrscher waren, galt bei allem, was im Machtbereich des Königs geschah, nur der Wille des Königs. Alle Gesetze und Verordnungen gingen von ihm aus. In seinem Reiche herrschte nur ein Wille, nur ein Geist: Der Geist und Wille des Königs. Seine Diener und Beamten vollzogen ihre Amtshandlungen nur in Abhängigkeit von ihm, nur nach seinem Willen und in seinem Geist. Daraus folgte nun nicht, daß sie für jede Einzeltätigkeit den König um Erlaubnis zu fragen hatten. Denn sie besaßen ja seine Gesetze und Richtlinien, nach denen sie von selbst wußten, was sie im Einzelfalle zu tun hatten. Es waren also im Reich viele, die wirkten, aber eigentlich nur e i n Wirkender, nämlich der König. So ist es auch im Reiche Gottes. Da ist nur e i n unbeschränkter Herrscher, dessen Wille in allem Geschehen maßgebend ist. Es ist Gott – oder, wie es manchmal in der Bibel ausgedrückt ist, der Geist Gottes oder der Heilige Geist. Die anderen Geister, die auch Geister Gottes oder heilige Geister genannt werden, sind bloß die ausführenden Organe Gottes, seine Diener und Beamten. Auch sie haben für ihre Tätigkeit Gesetze und Richtlinien, nach denen sie wirken. Auch sie haben daher nicht für jedes Wirken einen besonderen Auftrag Gottes nötig. Sie alle arbeiten in demselben Geist und in derselben Gesinnung, wie es dem Willen und Geist Gottes entspricht. Sie stellen gewissermaßen einen großen Regierungskörper dar, mit vielen Gliedern, die zwar als Einzelwesen selbständig sind und sich voneinander unterscheiden, aber als Teile eines Ganzen von dem Geist geleitet werden, der die Geisterwelt als einen Regierungskörper geschaffen hat und ihr seine Macht und Kraft verleiht. In diesem Sinne sagt Paulus: 1. Korinther 12: 'Es gibt zwar verschiedene Gnadengaben, aber nur e i n e n Geist; und es gibt verschiedene Dienstleistungen, doch nur e i n e n Herrn. Und es gibt verschiedene Kraftwirkungen, aber nur e i n e n Gott, der alles in allem wirkt.' Wenn also in den Versammlungen der Christen von Korinth ein Geist durch ein Medium in fremder Sprache redete, ein anderer Geist durch ein Medium in der Muttersprache, ein anderer Geist ein Medium zum Heilmedium machte, und viele andere Geister in anderer Weise wirkten, so taten sie das nicht nach eigenem Gutdünken und in der eigenen Kraft, sondern nach dem Willen und in der Kraft des einen Gottes, des höchsten allmächtigen Geistes. Auf die Korinther machte es einen besonderen Eindruck und erregte ihr Erstaunen, wenn ein Geist durch eines ihrer Medien in einer fremden Sprache redete. Darum hegten sie den lebhaften Wunsch und beteten auch darum, daß möglichst viele solcher Geister sich kundgeben möchten. Weil dieser Wunsch bloß der menschlichen Neugierde und Sensationslust entsprang, werden sie deswegen von Paulus getadelt. Er sagt ihnen, daß die einzelnen Betätigungen der zu ihnen kommenden Geister nur den einen Zweck hätten, zur Erbauung und zum inneren Wachstum der Christengemeinde zu dienen und n i c h t dazu, rein persönliche Wünsche zu erfüllen. Was könne es ihnen an geistigem Nutzen bringen, wenn die Geister, die zu ihnen kämen, in fremden Sprachen redeten. Weder der eigene Geist des Mediums hätte einen Vorteil davon, da er die Worte der fremden Sprache nicht verstehe, noch auch die übrigen Teilnehmer; denn auch sie verständen die fremdsprachigen Reden des Geistes nicht. Sie sollten doch lieber um Geister beten, die ihnen in ihrer Muttersprache Belehrungen erteilten. Und wenn ein Geist in einer ihnen unbekannten Sprache zu ihnen rede, möchten sie bitten, daß ihnen diese Sprache in ihre Muttersprache übersetzt werde – was entweder durch denselben Geist oder durch ein anderes Geistwesen erfolgen konnte. Nun könnte es auffällig erscheinen, daß überhaupt Geister in einer den Anwesenden unbekannten Sprache redeten. Doch auch dies hatte seinen großen Zweck. Es diente als Beweis für die Echtheit des Geisterverkehrs, oder, wie Paulus mit Recht sagt, als Beweis für die Ungläubigen. Hier muß ich die Bemerkung einflechten, daß eure Bibelübersetzungen das Reden in fremder Sprache mit 'Zungenreden' bezeichnen und die in der Muttersprache erteilten Belehrungen der Geister mit 'Prophezeien'.

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