Kapitel 2.2: Die Medien

- 40 - Die Nachahmungen des hohenpriesterlichen Orakelschildes durch das israelitische Volk dienten dem Privatgebrauch zum 'Befragen Gottes'. Es war dasselbe, wie die in euren spiritistischen Kreisen gebrauchte 'Planchette' und bestand wie diese aus zwei Teilen: aus dem unteren, unbeweglichen Teil, der gewöhnlich als Platte gegossen und mit den Buchstaben des Alphabets und anderen Zeichen der Verständigung versehen war – und einem schön geschnitzten, leichten Holzbrettchen, an dem sich eine Spitze als Zeiger befand. Die gegossene Platte wurde entweder auf einen Tisch gelegt oder auf einem festen Sockel oder einer Säule befestigt. Sie war glatt poliert, damit das Holzbrettchen leicht darüber hingleiten konnte. Beim Befragen Gottes wurde das Holzbrettchen auf die polierte Platte gelegt. Das Medium legte seine Hand auf das Holzbrettchen und wartete ab, ob sie mit Hilfe der medialen Odkraft von den Geistwesen zu den Buchstaben der 'Platte' hinbewegt wurde. Geschah dies, so zeigte die Spitze des Brettchens die Buchstaben nacheinander an, die zu Worten und Sätzen zusammengefaßt, die Antwort der Geisterwelt enthielten. Es war also im Wesentlichen dasselbe wie beim Brustschild des Hohen Priesters. Auch darin ahmte man bei den privaten Orakelschildern das kostbare 'Brustschild' des Hohen Priesters nach, daß man die Buchstaben auf Edelsteine eingravieren und diese durch einen Goldschmied in kunstgerechter Arbeit in die gegossene Platte einlegen ließ. Man gab sehr große Summen dafür aus. Und wie der Hohe Priester beim Befragen Gottes mit einem kostbaren Priestergewande bekleidet war, so schaffte man ein ähnliches Gewand auch für die Privatmedien an, die das Orakelschild bedienten. So tat auch Micha: Richter 17, 5: 'Er ließ ein kostbares Priestergewand und ein Orakelbild anfertigen und stellte einen seiner Söhne an, um ihm als Priester zu dienen.' Auch Gideon ließ aus den von den Midianitern erbeuteten Goldsachen ein 'Orakel' der eben geschilderten Art anfertigen und stellte es in seinem Wohnort Ophra auf (Richter 8, 27). Jeder konnte es zum 'Befragen Gottes benutzen. Allein bald wurde es vom Volke auch zum 'Befragen der Bösen' gebraucht. 'Ganz Israel trieb damit Abgötterei, so daß es für Gideon und sein Haus zum Fallstrick wurde.' Gideon beabsichtigte damit nur das 'Befragen Gottes', aber das Volk mißbrauchte es, um die 'Toten zu befragen', sich also mit der bösen Geisterwelt in Verbindung zu setzen. Und das war Abgötterei. Doch die Gesetzestreuen unter den Israeliten machten nur im Notfall von dem privaten Befragen Gottes in ihren Familien Gebrauch. Bei wichtigen Dingen zogen sie es doch vor, an der Stelle bei Gott anzufragen, die Gott selbst zur Zeit des Mose bestimmt hatte. Sie gingen zum 'Offenbarungszelt' und ließen den Hohen Priester durch das Orakelschild Gott befragen. So machten sich die Israeliten auf den Weg nach Bethel, um Gott zu befragen, wer von ihnen zuerst zum Kampfe mit den Benjaminiten ausziehen solle. Der Herr antwortete ihnen: Richter 1, 1 - 12: 'Juda soll den Anfang machen.' Als Saul die Philister noch in der Nacht verfolgen und gänzlich vernichten wollte und seine Leute damit einverstanden waren, sagte der Priester zu ihm: Wir wollen zuerst hier vor Gott treten. Als nun Saul bei Gott anfragte: 'Soll ich zur Verfolgung der Philister ausziehen? Wirst du sie in die Hand Israels geben?', erteilte ihm der Herr an jenem Tage keine Antwort. Denn der Sohn Sauls hatte an diesem Tage gegen ein Verbot Gottes gehandelt. Gott wollte durch das Versagen der Antwort zu erkennen geben, daß er nur denen antworten will, die seinen Weisungen auch nachkommen. (1. Samuel 14, 36 – 46). David pflegte fast immer durch das 'Orakelschild' Gott zu befragen. Sein Medium war der Priester Abjathar: 1. Samuel 30, 7 – 8: 'David gewann neue Kraft durch sein Vertrauen auf den Herrn, seinen Gott, und befahl dem Priester Abjathar, dem Sohne Abimelechs: Bringe mir das 'Ephod' (Orakelschild) her! Als nun Abjathar das Ephod zu David gebracht hatte, richtete David die Frage an den Herrn: Soll ich diese Räuberschar verfolgen? Werde ich sie einholen? Da erhielt er die Antwort: Ja, verfolge sie, du wirst sie sicher einholen und die Gefangenen erretten'.

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