Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 18 - Blieb auch diese Plage nun völlig aus, so traten doch bald immer wieder andere Erscheinungen dämonischer Art auf. Doch zeigte sich unter den sich jetzt kundgebenden Dämonen ein Unterschied. Die einen waren trotzig, voll Haß gegen Blumhardt, sprachen oft Worte aus, die wert gewesen wären, aufgezeichnet zu werden. Sie hatten ein Grauen vor dem Abgrund, dem sie jetzt sich nahe fühlten, und sagten unter anderem: "Du bist unser ärgster Feind; wir sind aber auch deine Feinde. - Dürften wir, wie wir wollten! - O, wenn doch k e i n Gott im Himmel wäre!" Daneben schrieben sie doch alle Schuld ihres Verderbens sich selber zu. Schauerlich war das Benehmen eines Dämonen, der früher im Hause der Gottliebin von ihr gesehen worden war und jetzt als Meineidiger sich zu erkennen gab. Er verzog das Gesicht, hob starr drei Finger in die Höhe, schauderte plötzlich zusammen und stöhnte. Solche Szenen, denen Blumhardt gern mehr Zuschauer gegönnt hätte, kamen viele vor. Die meisten Dämonen jedoch, die sich vom August 1842 bis Februar 1843 und später kundgaben, gehörten zu denen, die mit heißester Begierde nach Befreiung aus den Banden des Satans schmachteten. Es kamen dabei auch die verschiedensten Sprachen zum Ausdruck, aber die meisten waren keine europäischen Sprachen. Sonderbar und mitunter komisch anzuhören waren in einzelnen Fällen die Versuche solcher Dämonen, deutsch zu reden, besonders auch, wenn sie Begriffe, deren deutschen Ausdruck sie nicht wußten, zu umschreiben sich bemühten. Dazwischen hinein ließen sich Worte vernehmen, die Blumhardt keiner der genannten Arten von Dämonen zuschreiben konnte. Denn sie klangen als aus einer höheren Region stammend. • Es waren Wo r t e d e r B e l e h r u n g und des Hinweises auf Gott, die teils den Anwesenden galten, teils an die Dämonen selbst gerichtet waren, um sie auf ihr gottfeindliches Treiben aufmerksam zu machen. Blumhardt wußte lange nicht, wie er sich den einzelnen Arten von Geistern gegenüber zu verhalten hatte, besonders gegen die schwer leidenden Geistwesen, die ihn um Hilfe anflehten. Blumhardt schreibt: "Ich gab lange Zeit ihren Reden kein Gehör und kam oft in großes Gedränge, wenn ich den schmerzvollen Ausdruck im Gesicht, die flehentlich emporgehobenen Hände und den heftigen Tränenstrom sah, der aus ihren Augen floß, und dabei Worte der Verzweiflung und der Angst und die Bitte hörte, die einen Stein hätte erweichen sollen. So sehr ich mich daher sträubte, auf irgendeine Erlösungsmanier einzugehen, weil ich für die Nüchternheit meines evangelischen Glaubens fürchtete, so konnte ich doch zuletzt nicht umhin, eine Probe zu machen, besonders da diese Dämonen weder durch Drohungen noch durch Anmahnungen sich zum Weichen bringen ließen. Der erste Dämon, bei dem ich es wagte, war jenes Weib, durch das die ganze Sache in Gang gekommen schien. Sie zeigte sich wieder in der Gottliebin und rief fest und entschieden, sie wolle des Heilands und nicht des Teufels sein. Dann sagte sie, wieviel durch die bisherigen Kämpfe in der Geisterwelt verändert worden sei. • M e i n G l ü c k a b e r s e i e s g e w e s e n , d a ß i c h a l l e i n b e i m W o r t e G o t t e s u n d d e m G e b e t g e b l i e b e n s e i . W e n n i c h z u g e h e i m n i s v o l l w i r k e n d e n M i t t e l n m e i n e Z u f l u c h t g e n o m m e n h ä t t e , w i e s i e v i e l f ä l t i g u n t e r d e n L e u t e n ü b l i c h s e i e n u n d a u f w e l c h e e s d i e D ä m o n e n a u c h b e i m i r a n - g e l e g t h ä t t e n , s o w ä r e i c h v e r l o r e n g e w e s e n . Das sagte sie, bedeutungsvoll den Finger erhebend, und schloß mit den Worten: 'Das war ein fürchterlicher Kampf, den du unternommen hast.' Dann flehte sie dringend, ich möchte für sie beten, daß sie vollends aus der Gewalt des Teufels befreit würde."

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