Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 30 - Einem jungen Mädchen, das er in der Kirche stehen sah, sagte er, sie möge ohne Säumen heimkehren, denn sie werde dort dringend erwartet. Als sie nach Hause kam, fand sie ihre bisher vollständig gesunde Schwester tot daliegen. Es kam eine Frau nach Ars zur Beichte, die sich von einem "Zauberer" eine Flasche mit einem angeblichen Wundermittel hatte geben lassen. Als Vianey ihr Sündenbekenntnis gehört hatte, bemerkte er ihr: "Sie sagen mir ja nichts von der Flasche, die Sie in einem Gebüsch vor Ars versteckt haben." Noch häufiger zeigte sich bei ihm das Schauen der innersten Gedanken und Gefühle anderer. Diese Gabe trat regelmäßig hervor, sobald es sich um besonders schwierige Bekehrungen handelte. Fast täglich ereignete es sich, daß er seinen Beichtstuhl verließ und gerade jene Personen, die am eiligsten oder am unglücklichsten waren, zu sich heranwinkte, damit sie zuerst an die Reihe kamen. Es kamen auch solche, die seine Gabe auf die Probe stellen wollten. Mit großer Beschämung gingen sie von dannen. Einer bekannte ihm schlimme Sünden, die er sich erdichtet hatte. Vianey hörte ihn ruhig an und sagte dann: "Sie haben in der Tat viel schwere Schuld auf der Seele; aber das Böse, das Sie in Wirklichkeit getan haben, besteht nicht in jenen Sünden, die Sie mir soeben erzählt haben, sondern es sind folgende Sünden..." Und nun offenbarte Vianey zur großen Bestürzung des Betrügers alle Schandtaten seiner Vergangenheit. Vianey heilte, beriet, tröstete und bekehrte aus der Ferne diejenigen, die nicht persönlich zu ihm kommen konnten und darum Vermittler oder auch Briefe schickten. Alle bisher geschilderten Einzelzüge im Bilde der bei Vianey wirkenden Kräfte der Geisterwelt finden sich in derselben Art und in demselben Umfang, und man kann sagen, bis in die kleinsten Linien genau bei Blumhardt. Und es ist schwer, festzustellen, bei wem von beiden die Zahl der Tausenden, die zu ihnen strömten und die wunderbaren Wirkungen jener Kräfte an sich erfuhren, größer war, ob bei Vianey oder bei Blumhardt. Auch das ereignete sich bei beiden, was man eine wunderbare Brotvermehrung nennen könnte. Bei Blumhardt kam es vor, daß bei dem großen Andrang der Fremden, die von den Pfarrkindern Blumhardts gastlich aufgenommen und beherbergt wurden, sich Mangel an Nahrung einstellte. Aber ein besonderer Segen waltete bei diesen Speisungen. Eine Familie, die nicht genug hatte, 14 Personen zu sättigen, machte mit derselben Speise 42 Personen satt, und es blieb noch Speise übrig. - Von Vianey wird ein noch augenscheinlicheres Wunder berichtet, für das seine ganze Pfarrei Zeuge wurde. Er hatte ein Heim für arme Kinder. Eines Tages waren alle Nahrungsmittel ausgegangen. Auf dem Speicher lagen nur noch einige Handvoll Brotfrucht. Schon hatte er sich schweren Herzens entschlossen, die Kinder zu entlassen. Er betete zu Gott noch einmal um Hilfe. Als er nun auf den Speicher kam, war er hoch mit Korn angefüllt. Die ganze Pfarrei stieg auf den Speicher, um das Korn zu sehen. Dieses Ereignis machte in der ganzen Gegend ein großes Aufsehen. Auch der Bischof kam später und ließ sich zeigen, wie hoch der Speicher angefüllt war. Wenn wir nun diese beiden Männer als Werkzeuge Gottes nebeneinanderstellen, dann muß uns etwas sehr Wichtiges dabei auffallen: • Wir haben hier zwei Männer, deren kirchliches Glaubensbekenntnis w e s e n t l i c h v e r - s c h i e d e n ist. Auf der einen Seite steht ein katholischer Pfarrer als Anhänger von Heiligen- und Reliquienverehrung, der die Krankenheilungen auf die heilige Philomena zurückführt, ein Mann, der die Messe feiert und die Beichte als notwendiges Sakrament der Sündenvergebung betrachtet, der an die Gegenwart Christi im Altarssakrament glaubt und an allen anderen Lehren seiner Kirche festhält – und auf der anderen Seite der evangelische Pfarrer Blumhardt als schroffer Gegner des Glaubensbekenntnisses eines Vianey. Er lehnt Heiligen- und Reliquienverehrung, Messe und Altarssakrament, katholische Beichte und katholische Sündenvergebung, Papsttum und alles, was damit zusammenhängt, als

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