Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 32 - Die Pfarrer verboten ihren Pfarrkindern, nach Ars zur Beichte zu gehen, und drohten ihnen im Falle, daß sie doch hingingen, mit dem Ausschluß von den Sakramenten und der Verweigerung der Lossprechung, selbst in der Sterbestunde. Sonntag für Sonntag schmähten sie von der Kanzel herab gegen den Pfarrer von Ars. Vianey sagte später einmal: "Man ließ das Evangelium auf der Kanzel in Ruhe und statt dessen predigte man gegen den armen Pfarrer von Ars." Während die einen über seine Unwissenheit spotteten, verdächtigten die anderen seinen Lebenswandel. Briefe ohne Unterschrift liefen in großer Zahl bei ihm ein, in denen man ihm die größten Gemeinheiten in den ekelhaftesten Ausdrücken vorwarf. Auch suchte die Geistlichkeit das Volk gegen ihn aufzuhetzen. Wenn er morgens seine Haustür öffnete, fand er daran Zettel geklebt, auf denen man ihn anklagte, die Nacht in den unsittlichsten Ausschweifungen verbracht zu haben. Hier wie auch bei Blumhardt wiederholte sich dasselbe, was die jüdische Geistlichkeit gegen Christus ins Werk setzte. "Was sollen wir tun? Seht, das ganze Volk läuft ihm nach, diesem Weintrinker und Gesellen der Sünder und der Dirnen." Das Wort von dem "geistlichen Neid" und die Wahrheit, daß ein Geistlicher seinem Mitgeistlichen ein Teufel ist, bestätigte sich auch bei diesen beiden Geistlichen. Wenn die Angriffe der Amtsbrüder gegen Blumhardt auch nicht das Maß der Gemeinheit erreichten, wie es bei Vianey der Fall war, so hat doch auch er sehr viel Leid und Verfolgung von ihnen zu erdulden gehabt. Entbrannte bei diesen beiden Männern trotz ihrer kirchlichen Glaubenstreue ein solcher Kampf auf Leben und Tod, was würde da erst geschehen sein, wenn man ihnen ein Abweichen von der kirchlichen Lehre hätte nachweisen können? Gott und seine Geisterwelt richten sich bei der Auswahl und Zubereitung ihrer Werkzeuge auch nach den Zeitverhältnissen und der religiösen Atmosphäre, die in den Kreisen herrscht, in denen sie wirken sollen. Alle menschlichen Ansichten und Irrtümer läßt die Geisterwelt Gottes unberührt, solange sie nicht ein ernstliches Hindernis für die Erreichung des von ihr gesteckten Zieles bilden. Von den irrigen Ansichten in Glaubenssachen wurde bei Vianey durch die sich kundgebenden guten Geister keine einzige hinweggeräumt, weil sie der Aufgabe, die er zu erfüllen hatte, nicht im Wege standen. Nur als er in seiner falschen Beurteilung der körperlichen Bußübungen, die er als Gott besonders wohlgefällig betrachtete, seinen Körper mit solchen Bußübungen quälen wollte, griff die Geisterwelt mit einer Belehrung ein. Nun mußte sie es, da eine Schwächung seiner Körperkraft auch geringere Leistungen in seiner Wirksamkeit zur notwendigen Folge gehabt hätte. Durch eine gebieterische Stimme, die er hellhörend wahrnahm, wurde er an seine wahre Aufgabe erinnert. Vianey selbst sagt darüber: "Ich weiß nicht, ob es wirklich eine Stimme war, die ich hörte, oder ob ich es geträumt habe; aber wie dem auch sein mag, ich erwachte davon. Diese Stimme sagte mir, es sei Gott wohlgefälliger, die Seele eines einzigen Sünders zu retten, als alle möglichen Opfer zu bringen. Damals hatte ich mir nämlich Bußübungen zu meiner eigenen Heiligung vorgenommen." Vianey, der katholische Pfarrer von Ars, wurde von seiner Kirche heiliggesprochen. Wenn Menschen einen Menschen überhaupt heiligsprechen könnten, dann müßte der evangelische Pfarrer Blumhardt ebenfalls heiliggesprochen werden. Denn er stand in seiner Gesinnung, seiner Wirksamkeit und den staunenerregenden Gaben von oben seinem katholischen Amtsbruder nicht nach. Das Lebensbild dieser beiden Männer zeigt, daß die guten und die bösen Geisterkräfte auch heute noch in derselben Weise bei den Menschen wirksam sind wie zu allen früheren Zeiten und daß sie nach den gleichen Gesetzen sich vollziehen.

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