Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 5 - Mit Entsetzen erfuhren die Christen am eigenen Leibe die Wirkung des unsichtbaren Machthabers der Welt und seiner Werkzeuge. Und was war der Zweck des Teufels und seiner Dämonen mit all seinem Anstürmen gegen die Christen? Er wollte sie fortlocken von Gott in den Irrtum der Vielgötterei. Er wollte sie fortschleudern von ihrem geistigen Leben und in den geistigen Tod stürzen. Justin 1, 58: "Denn nichts anderes erstreben die sogenannten Dämonen, als die Menschen wegzuführen von ihrem Gott und Schöpfer und seinem Erstgeborenen, dem Christus. Und die, welche sich über das Irdische nicht zu erheben vermochten, haben sie an irdische, von Menschen gemachte Dinge gebunden (Bildsäulen) und tun es noch." Justin 1, 56: "Die Dämonen haben dies dadurch erreicht, daß sie durch Erfindung von Mythen und Mysterien den Heilsplan Gottes mit der Menschheit nachgeäfft haben. Sie haben denen, die nach Gottesgemeinschaft trachteten, durch ihre Gebilde einen angenehmen, aber seelenverderbenden Ersatz der wahren Offenbarung geschaffen." Die bei den Götzenfesten durch die Götzenbilder redenden bösen Geister erzeugten die für menschliche Ohren vernehmbare Stimme dadurch, daß sie das ihnen zur Verfügung stehende Od zur Bildung der sogenannten "direkten Stimme" verwendeten. Es war in der Tat eine Nachahmung des Sprechens Gottes durch die Odwolke über der Bundeslade im Offenbarungszelt. Denn dies erfolgte ebenfalls als "direkte Stimme", wie es in meinen früheren Darlegungen ausführlich klargelegt ist. Und wie bei dem Sprechen Gottes die erforderliche Odwolke durch das Od des Opferblutes und die Räucherungen beschafft wurde, so war auch das Blut der heidnischen Götzenopfer und die dabei vorgenommene Räucherung die Odquelle für die "direkten Stimmen" der bösen Geister. Weinel, S. 24: "Bei der großen Gefahr, die den Christen ständig durch den Teufel und seinem Heer drohte, war die Furcht vor diesen finsteren Mächten weit verbreitet. Es waren nicht Schatten und Phantasiegebilde, um die es sich handelte, wie es den meisten modernen Menschen erscheint, auch nicht mit Zähigkeit festgehaltene, unbewiesene Glaubenssätze, wie sie die heute lebenden Christen in ihren Religionen haben, sondern die bösen Geister waren erlebte, täglich sich kundgebende Gewalten, welche auf Schritt und Tritt geheimnisvoll, aber machtvoll wirkend ins Leben eingriffen". Weinel, S. 24 u. 25: "Wir müssen uns einen Christen vorstellen, wie ihn in dem Hause, in dem er lebt, die Laren und Penaten (Bilder der Götzen) von den Wänden anstarren; wie auf den Straßen und Plätzen die Bilder ihm zu drohen scheinen; wie er an den Tempeln vorübergeht, wo in dem dunklen Haus hinter den hellen Säulenreihen die geheimnisvollen Gewalten ihr Wesen treiben, Scharen von Menschen zu sich ziehend. Unter diesen Bildern gab es viele, deren scheußliche Gestalt mit ihrer wundersam grotesken Mischung von Menschen- und Tierleibern abstieß und doch denjenigen mit Grausen erfüllte, der hinter ihnen eine persönliche Geistermacht lebendig und wirksam wußte. Weit gefährlicher aber waren die Dämonen, wenn sie dem zart schimmernden Marmor Leben einhauchten, wenn die schönheitsfrohen Glieder der griechischen Götter und Göttinnen der sinnverlockende Zauber wurden, durch den die Teufel die Menschen knechteten. Der Christ erkannte mit Entsetzen, daß all diese lebensvolle Schönheit Gott gestohlen war, um sie zur Sünde zu gebrauchen; daß alle Majestät, welche die Göttergestalten umfloß, ein Raub an Gottes Herrlichkeit und an seiner Herrschaft über die Menschenherzen war. Und wenn der Christ dann bei Familienfeiern, bei den Festen der Stadt und der Provinz voll Grauen die ungeheure Macht des Abfalls von Gott erfuhr; wenn er sah, wie bei solchen Festen die schlimmsten Schandtaten der Dämonen und Heroen auf der Bühne sich abspielten, wie die Leidenschaften der Menschen und Götter Habgier, Haß, Rachgier und Sinnenliebe, und was ihnen folgt: Krieg, Mord und Ehebruch, vor den Augen von alt und jung, der Reifen wie der Unreifen, in verführerischem Zauber sich entfalteten: Dann zog ein Schauer der Verachtung und des Hasses gegen diejenigen durch sein Herz, welche die Seelen der Menschen durch ihre Gaukeleien und Schreckbilder von dem wahren Gott und seiner ewigen Güte und Reinheit weggelockt hatten. Glücklich der Christ, der nur diese Empfindungen kannte. Aber wenn sich die Schönheit der Bilder und der Menschen, wenn sich der Sinnenreiz der Schauspiele ihm ins Herz schlich, wenn bei den Kämpfen der Gladiatoren die im Menschen schlummernde Blutgier auch in ihm erwachte, dann hörte er mit Schrecken und Entsetzen dieselben finsteren Mächte aus den Regungen seines eigenen Trieblebens bald in süßem

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