Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 52 - zu beeinflussen. Denn sobald ich meinen Blick wieder auf das Sterbebett richtete, war auch die Geistererscheinung zu sehen. Diese ganzen fünf Stunden hindurch hatte ich ein seltsames Gefühl der Bedrückung. Eine schwere Last lag auf meinem Kopf und meinen Gliedern. Meine Augen waren schwer und voll Schlaf. Und während dieser Zeit waren die Empfindungen so seltsam, die Erscheinungen so beständig und lebhaft, daß ich glaubte, den Verstand zu verlieren. Und mehr als einmal sagte ich zu dem behandelnden Arzt: "Herr Doktor, ich verliere meinen Verstand. Endlich trat der verhängnisvolle Augenblick ein. Ein Keuchen, der Odkörper wand sich hin und her, mein Weib hörte auf zu atmen. Es hatte den Anschein, als sei sie nun tot. Einige Augenblicke später jedoch begann sie wieder zu atmen, zweimal – und dann war alles still. • Mit ihrem letzten Atemzug war das Verbindungsband plötzlich abgerissen und der Odkörper verschwunden. Die Wolken und die Geistergestalten verschwanden ebenfalls augenblicklich. Und seltsam, das ganze schwere Gefühl, das auf mir gelastet hatte, war mit einem Male von mir gewichen. Ich war mir selbst wiedergegeben, kaltblütig, ruhig und besonnen, und von dem Augenblick des Todes an befähigt, alle Anordnungen inbetreff des irdischen Körpers und seiner Bestattung zur letzten Ruhe zu treffen. Ich muß es nunmehr meinen Lesern überlassen, darüber zu urteilen, ob ich einer Sinnestäuschung unterworfen war infolge des Grams, des Herzeleides und der Ermattung, oder ob nicht doch ein Schimmer jener geistigen Welt mit ihrer Schönheit, Glückseligkeit, Ruhe und Frieden meinen sterblichen Augen vergönnt war. Die hier geschilderten Erlebnisse am Sterbebett waren keine Sinnestäuschung, sondern Wirklichkeit. Das Schauen der geistigen Gestalten durch den Ehegatten der Sterbenden hing von zwei Vorbedingungen ab: • Zunächst mußte der Gatte die mediale Veranlagung zum Hellsehen haben, wenn diese auch noch unvollkommen bei ihm ausgebildet war. • Ferner mußte soviel Od im Zimmer vorhanden sein, daß die Geistwesen ihre Gestalten damit sichtbar machen konnten. Als Odquelle kam vor allem die Sterbende selbst in Betracht. Im Sterben löst sich ja das Od vom Körper. Aber auch der Ehegatte der Sterbenden gab wegen seiner medialen Veranlagung Odkraft ab. Das Gefühl des Druckes, der Schläfrigkeit und Müdigkeit, das während jener Stunden auf ihm lastete, rührte von der Odabgabe her und schwand darum wieder, als nach dem Aufhören der Geistererscheinung das von ihm abgegebene Od wieder in seinen Körper zurückströmte. Auch hier war das Od in der Form von Odwolken sichtbar, die das ganze Sterbebett einhüllten. Aus ihnen bildeten sich dann die Gestalten der Geistwesen. Daß er nicht alle über dem Bett schwebenden Geistwesen deutlich sehen konnte, kam daher, daß die vorhandene Odmenge nicht ausreichte, um sämtliche anwesenden Geister gleich deutlich in Erscheinung treten zu lassen. Bei jedem Sterbenden sind Geister des Jenseits anwesend. Meistens sind es verstorbene Angehörige und Freunde. Außerdem jene Geister, die als Schützer und Führer bei seinen Lebzeiten um ihn waren. Viele Sterbende nehmen diese Geister ebenfalls hellsehend wahr. Denn der Geist der Sterbenden ist in den letzten Stunden ja schon teilweise vom Körper gelöst und daher zu einem geistigen Schauen befähigt. Er erkennt die Gestalten der vor ihm Verstorbenen, die bei seinem Sterben anwesend sind, und nennt sie mit Namen. Diese Geister haben nicht bloß die Aufgabe, den Sterbenden ins Jenseits abzuholen, sondern sie sind auch bei der Lösung des Geistes vom Körper des Sterbenden mittätig.

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