Kapitel 3-5: Der Geisterverkehr im nachapostolischen Zeitalter und in der jetzigen Zeit

- 6 - Schmeicheln, bald in wildem Locken zu sich reden. Er glaubte sie nicht bloß zu hören. Je mehr er auf sich achtete, je mehr er sich versenkte in das Erleben der Geisterwelt, je mehr er ein ‘Pneumatiker‘ wurde, desto klarer und öfter hörte er diese Stimmen, ja er sah die Gestalten der bösen Geister leiblich und erlebte körperlich ihre peinigende Gegenwart. Und blieb er seinem Gotte treu, so wartete auf ihn vielleicht das Schlimmste. In einer Zeit der Verfolgung entfalteten Satan und seine Geister ihre höchste Macht. Mit Abscheu und bangem Entsetzen erfuhr er dann die Grausamkeit dieser wildgewaltigen Feinde an den Qualen seiner Freunde, oder er erlebte sie in den peinigenden Schmerzen, die seinen eigenen gefolterten Leib zerrissen." Was für eine Kraft war es nun, welche die Christen befähigte, die bösen Geistermächte zu überwinden? Die Christen selbst antworten uns: Es ist ein Heiliger Geist, ein Geist Gottes, der sie wirkt. Die Geister Gottes kamen zu ihnen in derselben Weise, wie sie zu den ersten christlichen Gemeinden kamen. So sagt Justin von den Christen seiner Zeit: Justin, Dial. 39 p. 132: "Sie empfangen Gaben, ein jeder nach Würdigung, erleuchtet durch den Namen dieses Christus. Denn der eine empfängt einen Geist der Einsicht, der andere einen Geist des Rates, der andere einen der Kraft, der andere einen Geist der Heilung, der andere einen Geist des Vorherwissens, dieser einen Geist der Lehre, jener einen Geist der Furcht Gottes". Justin, Dial. 88 p. 318: "Bei uns kann man Frauen und Männer sehen, welche Gnadengaben von einem Geist Gottes haben". In seinem Gespräch mit dem Juden Tryphon sagt Justin: Justin, Dial. 82 p. 296: "Bei uns sind noch bis jetzt prophetische Gaben vorhanden, woraus ihr erkennen könnt, daß das, was vor alten Zeiten in eurem Geschlecht war, jetzt zu uns kam. Und wie auch falsche Propheten zu der Zeit lebten, da die heiligen Propheten bei euch auftraten, so gibt es auch jetzt bei uns falsche Lehrer." Gegen diejenigen, welche die Kundgebungen der Geister Gottes aus der Religion verweisen wollten, tritt Irenaeus auf. Er spricht den Standpunkt der ganzen christlichen Kirche der damaligen Zeit aus, wenn er gegen die Religionsgemeinschaft der Aloger sagt: "Sie machen die Gabe des Geistes zunichte, welche in der Endzeit nach dem Willen des Vaters über das ganze Menschengeschlecht ausgegossen ist. Sie wollen jene Form des Evangeliums nicht zulassen, welche im Johannes-Evangelium dargestellt ist, wo der Herr versprochen hat, die Geisterwelt zu senden. Und sie verwerfen sowohl das Evangelium als auch den prophetischen Geist". Wenn Irenaeus den Ausdruck "Endzeit" gebraucht, so meinten die Christen damit die Zeit vom Erscheinen Christi an bis zum Weltende. Unter "prophetischem Geist" verstanden die Christen einen Geist, der durch ein menschliches Medium die Wahrheiten Gottes verkündete, wie dies in den ersten christlichen Gemeinden der Fall war. Nach dem altchristlichen Grundsatz konnte man die Wahrheit nur dort lernen, wo Geister Gottes sich kundgaben. Dieser Grundsatz wurde in die Formel gekleidet: "Wo die Gnadengaben Gottes bestehen, dort muß man die Wahrheit lernen." Da die Verbindung mit der guten Geisterwelt unter denselben Gesetzen und Vorbedingungen sich vollzog und noch vollzieht, wie die mit den bösen Geistern, so sind die Kundgebungen beider Geisterwelten äußerlich gleichartig. Nur aus dem I n h a l t der Kundgebungen und dem B e n e h m e n der Geistwesen in den menschlichen Medien kann man erkennen, ob sie von guten oder bösen, hohen oder niederen Geistwesen stammen.

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