Kapitel 6: Kundgebungen der guten Geisterwelt über die Fragen der Religion

- 31 - So würde dann später auch Luzifer, nachdem alle von ihm gegangen, seine Ohnmacht Gott gegenüber einsehen und als letzter freiwillig seine Unterwerfung anbieten. Das wäre dann nach dem Heilsplan Gottes der Tag, wo es keine Trennung von Gott, also keinen 'Tod' mehr gibt. Das wäre der Tag wo alle einst vom Baume des Lebens abgerissenen Zweige wieder eingepfropft sind, der Tag, wo keine Klage und kein Kummer mehr ist, der Tag, wo Gott abwischen wird alle Tränen, die in so großer Zahl von den abgeirrten Kindern auf dem langen Weg der Trennung geweint worden sind. Es wäre der Tag, an dem das Reich Gottes wieder in demselben Umfang erstrahlen wird, wie es vor dem Abfall der Geister gewesen. Dann würden die zurückgekehrten Kinder Gottes die Plätze im Vaterhaus wieder einnehmen, die sie einst innegehabt. Und auch Luzifer, der als letzter mit übergroßer Reue im Herzen über die vom Sieger gebaute Brücke geht, würde wieder der herrliche Lichtträger sein an der Seite Christi, seines königlichen Bruders, dessen Liebe und weise Regierung er einst schnöde verkannt. Und es würde ein Freudenjubel durch das Reich der Himmel schallen. Diesen Erlösungsplan offenbarte Gott nach dem Sturz Luzifers und seines Anhangs bloß seinem erstgeschaffenen Sohne und einigen der höchsten Himmelsfürsten. Einer von ihnen sollte freiwillig sich bereiterklären, zur gegebenen Zeit die gefahrvolle Aufgabe zu übernehmen, den Fürsten der Finsternis zu besiegen auf dem Wege über die Menschwerdung. Alle wußten, was eine Menschwerdung für sie bedeutete. Sie wußten, daß sie als Mensch Gefahr liefen, von dem Feinde, den sie besiegen wollten, selbst überwunden zu werden und daß in diesem Falle die erstrebte Erlösung nicht stattfinden konnte. Ferner war ihnen bekannt, daß eine Niederlage des ersten Geistes, der als Erlöser zur Erde ging, die Sendung eines zweiten notwendig machte und daß dies so lange fortgehen müsse, bis die Erlösung gelang. – Jeder der hohen Himmelsgeister erklärte sich mit Freuden bereit, den Versuch zu wagen. Doch Christus, der höchste geschaffene Geist und von Gott bestellte König der Geisterwelt, bat als erster um die Erlaubnis, diese Aufgabe zu übernehmen. Ihm hatte ja der Kampf Luzifers bei der großen Geisterrevolution gegolten. Wegen ihm war die große Spaltung erfolgt. Wegen ihm hatte sich die unüberbrückbare Kluft zwischen dem Reiche Gottes und dem Reiche der Finsternis aufgetan. Er wollte daher auch die Brücke über diese Kluft bauen, damit alle in die Irre gegangenen Kinder Gottes wieder heimkehren konnten. Gott gab seine Einwilligung in die Menschwerdung seines Sohnes. Sie sollte dann erfolgen, wenn die gefallenen Geister in ihrem Aufstieg durch die Besserungssphären bis zur letzten irdischen Stufe, der des Menschen, wenigstens zu einem gewissen Teil sich emporgearbeitet hätten und als Menschen sich nach der Rückkehr zu Gott sehnen würden. Allen anderen Geistern des Gottesreiches wie auch den Mächten der Finsternis blieb der Heilsplan Gottes verborgen. Das geschah, damit die Hölle ihn nicht durchkreuzen konnte. Hätten die bösen Mächte gewußt, was das eigentliche Ziel der Menschwerdung des Sohnes Gottes war, hätten sie gewußt, daß sein leidvoller Kampf gegen die Angriffe des Bösen und sein qualvoller Tod die notwendige Voraussetzung für seinen Sieg als Geist über Luzifer sei, dann würden sie ihn überhaupt nicht versucht haben. Sie hätten einen Kreuzestod mit allen Mitteln verhindert, anstatt ihn mit allen Kräften herbeizuführen. Erst nach dem Erlösungstode Christi war die Zeit gekommen, der ganzen Schöpfung den Erlösungsplan Gottes in seiner unbegreiflichen Größe zu offenbaren. Jetzt konnte sein Bekanntwerden keinen Schaden mehr anrichten, sondern nur Gutes wirken. Der Rohbau des Rettungswerkes war fertiggestellt und konnte nicht mehr zerstört werden. Seine innere Vollendung wurde durch die Bekanntgabe nur beschleunigt. Diese Vollendung bestand ja darin, daß die von Gott einst abgewichenen Geister über die vom Erlöser geschlagene Brücke zur alten Heimat zurückkehrten.

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