Kapitel 6: Kundgebungen der guten Geisterwelt über die Fragen der Religion

- 6 - Du kennst ja die vielen Stellen der Bibel, in denen vom Kommen und Gehen Gottes die Rede ist. Wie wunderbar die Weltregierung Gottes eingerichtet ist, vermag ich dir nicht einmal anzudeuten. Es geht über die Grenze eures Denkens weit hinaus. • So könnt ihr euch kein Bild davon machen, daß bei allen Lebewesen Geister Gottes als Wächter stehen und über alles Geschehen Bericht erstatten. Darum kann nichts geschehen ohne Wissen Gottes. Ihr nennt Gott daher den Allwissenden. Und ihr habt Recht. Nur in einem Punkt geht ihr bei der Allwissenheit Gottes wieder zu weit aus Furcht, ihr würdet sonst Gott etwas von seiner Größe rauben. Ihr lehrt nämlich, daß Gott auch diejenigen freien Entscheidungen des Menschen wisse, die noch der Zukunft angehören. Da seid ihr falsch unterrichtet! Gott weiß alles Tatsächliche. Er weiß das Vergangene und das Gegenwärtige. Er weiß jeden Gedanken. Von dem Zukünftigen weiß er die Schicksale, die er selbst für die Geschöpfe festgelegt hat. • A b e r G o t t w e i ß n i c h t d a s , w a s i n d e r Z u k u n f t v o n d e r f r e i e n W i l - l e n s e n t s c h e i d u n g d e r g e s c h a f f e n e n W e s e n a b h ä n g t . Er weiß nicht im voraus, wie der freie Wille des Geschöpfes in diesem oder jenem Falle sich entscheiden wird. Darum prüft er ja auch die Geschöpfe. Eine Prüfung wäre aber überflüssig und zwecklos, wenn Gott ohne Prüfung schon das Resultat der Prüfung bekannt wäre. Gott aber tut nichts Zweckloses. Auch wäre das Vorherwissen Gottes bezüglich der zukünftigen freien Entscheidungen der Geschöpfe nur auf Grund von Gesetzen möglich, die eine Notwendigkeit der zukünftigen Entscheidung in sich schließen und dadurch die Freiheit der Willensentscheidung aufheben würden. Es ist ein Widerspruch in sich, daß etwas freigewollt und doch zugleich notwendig eintreten soll. Es würde notwendig eintreten, wenn Gott es als Tatsache vorausgewußt hätte. Denn auch das Wissen Gottes unterliegt, wie jedes andere Wissen, ewigen Gesetzen. Für Gott ist aus demselben Grunde 2 mal 2 gleich 4, wie für jeden anderen Geist. • Ein Wissen, also auch ein Vorauswissen, für das es keinen Anhaltspunkt gibt, e x i s t i e r t n i c h t . Auch nicht bei Gott. Denn auch beim Wissen Gottes gilt der Satz: 'Nichts ohne Ursache.' Wenn für die freigewollten zukünftigen Entscheidungen der Geschöpfe ein absolut sicheres Vorauswissen Gottes bestünde, dann müßte ein Grund für dieses Wissen vorhanden sein. Dieser Grund könnte nur der sein, daß Gott von sich aus die zukünftige freie Entscheidung des Geschöpfes mit einer solchen Notwendigkeit herbeiführt, daß sie nicht anders ausfallen kann. Damit wäre aber die Freiheit des Geschöpfes aufgehoben. • Das Nichtwissen der freien zukünftigen Entscheidungen der Geschöpfe ist n i c h t e i n Ma n - g e l i n d e r Vo l l k o mm e n h e i t G o t t e s , sondern e i n e n o t w e n d i g e F o l g e d e r F r e i h e i t d e s Wi l l e n s , des höchsten Geschenkes, das Gott seinen Geschöpfen geben konnte. Wie Gott so vieles deswegen nicht kann, weil es ein Widerspruch in sich wäre, wie er zum Beispiel nicht machen kann, daß 2 mal 2 gleich 5 ist, so kann er auch kein mit Freiheit begabtes Geschöpf schaffen, dessen freie Willensentscheidungen von Gott mit absoluter Gewißheit vorausgewußt werden, die also mit irgendeiner Notwendigkeit erfolgen müßten. Denn Freiheit und Notwendigkeit einer Entscheidung sind innere Widersprüche. Und absolute Sicherheit eines Ereignisses ist stets mit einer absoluten Notwendigkeit des Geschehens verbunden.

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