Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 15 - Wenn daher aus irgendeiner Stelle eurer jetzigen Bibel etwas anderes herausgelesen wird als die Wahrheit, daß nur der Vater Gott ist, dann ist entweder die Übersetzung in eure Sprache falsch oder es liegt schon eine Fälschung des griechischen Textes vor, aus dem eure Übersetzungen angefertigt sind. Manchmal liegt sowohl eine Fälschung des griechischen Textes, als auch eine falsche Übersetzung in eure Sprache bei ein und derselben Stelle vor. Eine solche hast du im Briefe des Paulus an die Philipper, die nach eurer heutigen Übersetzung lautet: Philipper 2, 5 – 6: 'Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus es war. Obwohl dieser in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an.' Der richtige Text lautete: 'Dieselbe Gesinnung sei in euch allen, wie sie in Christus Jesus war; denn wiewohl er in seiner äußeren Gestalt wie ein Gott aussah, hat er es doch nicht als eine Selbstberaubung angesehen, sich vor Gott zu demütigen, sondern er hat sich entäußert und die äußere Gestalt eines Sklaven angenommen.' Daß Christus in der Gestaltung seines himmlischen Leibes als Geist wie ein Gott aussah, ist die Wahrheit, und alle Geister, die ihn zum erstenmal sehen, meinen Gott zu sehen - so herrlich hat Gott seinen Erstgeborenen ausgestattet. Die grobe Fälschung in diesem Text besteht darin, daß anstatt der Worte: '...sich vor Gott zu demütigen' die Worte eingeschoben wurden: 'Gott gleich zu sein.' Da soeben der Ausdruck gebraucht wurde: 'Wie ein Gott aussehen', so möchte ich hier die Stelle aus dem Anfang des Johannes-Evangeliums anschließen, die ihr ebenfalls als Beweis für die Gottheit Christi anführt: 'Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.' Zunächst heißt es nicht: 'Gott war das Wort', sondern ' e i n G o t t ' war das Wort'. Hier gebraucht Johannes die Bezeichnung 'ein Gott', wie sie im Sprachgebrauch der damaligen Zeit für diejenigen angewandt wurde, die besondere Werkzeuge Gottes waren und als Gesandte Gottes mit dem allein wahren Gott in besonderer Verbindung standen. Denselben Sprachgebrauch wandte einst Gott bei Mose an, dem großen Gottgesandten und Vorbild Christi, indem er zu Mose sagte: 2. Mose 4, 16: 'Aaron soll für dich zum Volke reden; er soll dein Mund sein - und d u s o l l s t s e i n ' G o t t ' s e i n ' Dasselbe bestätigt Christus den Juden gegenüber, die ihm vorwarfen, er mache sich Gott gleich, weil er sich als 'Sohn Gottes' bezeichnete. Er fragte sie: 'Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: Ich habe gesagt: Ihr seid G ö t t e r? Wenn nun die Schrift die Männer, an die ein Auftrag Gottes erging, 'Götter' genannt hat, wie könnt ihr da mir, den der Vater geweiht und in die Welt gesandt hat, Gotteslästerung vorwerfen, weil ich gesagt habe: Ich bin Gottes Sohn?' Christus sagt also in diesen Worten: 'Wie könnt ihr behaupten, ich mache mich Gott gleich, indem ich mich als Sohn Gottes ausgebe? Selbst wenn ich mich 'einen Gott' genannt hätte, wäre dies keine Gotteslästerung. Denn diejenigen, die bisher als Gesandte Gottes auftraten, wurden 'Götter' genannt, weil sie Aufträge Gottes zu verkünden hatten. Um wieviel mehr könnte ich mich daher 'einen Gott' nennen, da mir die höchste Aufgabe übertragen ist, die je einem Gesandten Gottes zuteil wurde. Aber ich vermeide absichtlich die Bezeichnung 'Gott', um keine falsche Deutung dieses Wortes zu veranlassen und nenne mich den 'Sohn Gottes', der ich auch in Wirklichkeit bin.'

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