Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 25 - Nun steht dasselbe Wort 'Aeon' an den Stellen, wo von einer jenseitigen Strafe die Rede ist. Wer gibt euch daher das Recht, dasselbe Wort, das ihr an zahlreichen anderen Stellen mit 'Zeit' und 'zeitlich' übersetzt, gerade dort mit 'ewig' wiederzugeben, wo es sich um die Höllenstrafe handelt? Man sollte fast meinen, ihr hättet eine besondere Freude an einer ewigen Hölle. Christus sagt nach eurer Übersetzung: 'Es ist besser für dich, verstümmelt und lahm zum Leben einzugehen, als daß du zwei Hände und zwei Füße habest und in das 'ewige' Feuer geworfen werdest.' Was hier mit 'ewigem' Feuer bezeichnet wird, ist auch bloß ein Feuer, das einen 'Aeon' hindurch dauert, also zeitlich ist. Und merkwürdigerweise stand im Urtext an dieser Stelle nicht einmal das Wort 'Aeon', sondern ist h i n e i n g e f ä l s c h t worden. Denn im Urtext hieß es: 'In das Feuer der Hölle' und nicht: 'In das ewige Feuer'. Auch an anderen Stellen hat man nachträglich ä h n l i c h e F ä l s c h u n g e n begangen. So heißt es in euren jetzigen Übersetzungen: 'Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das 'ewige' Feuer!', während es im richtigen Text hieß: 'Weichet von mir, ihr Verfluchten, in die äußerste Finsternis!' Ich denke, dich durch meine Darlegungen davon überzeugt zu haben, daß ihr für eure grausame und unwahre Lehre von einer 'ewigen' Hölle in der Bibel keinen Anhaltspunkt finden könnt. Wie lange die Strafe für die einzelnen Geister dauert, hängt vor allem von den Geistern selbst ab. Je länger sie bei ihrem Abfall verharren, um so länger dauert die Trennung und die Strafe der Trennung. Selbst Gott weiß nicht, wann die einzelnen Geister zu ihm zurückkehren, da die Rückkehr von der freien Entscheidung des Geistes abhängt; und ich habe dir ja gesagt, daß die zukünftigen freien Entscheidungen der Geister selbst dem Vorauswissen Gottes entzogen sind. Auch das, was ihr in falscher Übersetzung ' e w i g e s L e b e n ' nennt, indem ihr auch hier das Wort 'Aeon' mit 'ewig' wiedergebt, ist bloß ein Leben in den zukünftigen 'Aeonen' oder in den zukünftigen Zeiten. Wie lange dieses Leben bei Gott für euch dauern wird, hängt von euch selbst ab. Wenn ihr Gott stets treu bleibt, dann wird jenes Leben endlos, also tatsächlich 'ewig' sein. Aber wer weiß, ob später nicht noch einmal ein Abfall der Geister von Gott erfolgen wird, an dem ihr euch beteiligt, wie ihr euch an dem ersten Abfall unter Luzifer beteiligt habt. Denn die Freiheit des Willens ist bei den Geistern des Himmels dieselbe wie damals, und die Möglichkeit des Mißbrauches der Willensfreiheit ebenso vorhanden, wie vor dem ersten Abfall. Ob ein solcher Abfall wieder einmal kommen wird, weiß auch Gott nicht aus dem Grunde, den ich dir bereits angegeben habe. • Ihr könnt also ebensowenig von einer 'ewigen Belohnung' sprechen, wie von einer 'ewigen Bestrafung'. Wenn nun in der Bibel von einem 'Feuer' der Hölle gesprochen wird, so soll damit ein Sinnbild des übergroßen Schmerzes derer gegeben werden, welche die Strafen der Hölle zu erdulden haben. Auch ihr sprecht von einem brennenden Schmerz, ohne daß ihr wirkliches Feuer darunter versteht. • Die Qualen der Hölle sind so groß, daß ihr euch keine menschliche Vorstellung davon machen könnt. Christus sagt: 'Die Verdammten werden mit Feuer gesalzen.' So wie das Salz alles durchdringt, so durchströmt der Schmerz jene Geister. Aber Christus fügt an dieser Stelle hinzu: 'Das Salz ist etwas Gutes.' So ist auch die Qual der Geister im Hinblick auf ihre Rettung in Wirklichkeit etwas Gutes, wenn sie sich auch noch so grausam ansieht und von den Menschen nicht verstanden wird, da sie ihnen nicht im Einklang mit der Barmherzigkeit eines Gottes zu stehen scheint. Und doch ist es nur die Liebe Gottes, die auch in den Qualen der Hölle spricht. Wenn eine Mutter ihr Kind dem Messer des Arztes hinhält, damit er es durch eine schmerzliche Operation von einer tödlichen Wunde heilen soll, dann ist es die Mutterliebe, die sie dazu antreibt. Sie muß dieses schmerzliche Mittel der Heilung wählen, weil es kein anderes gibt. So wird auch die Gesinnung der Geister der Tiefe nur durch die Qual geläutert, die sie zu erdulden haben. Ein anderes Mittel gibt es nicht. Aber für alle, auch die Verstocktesten, wird die Stunde kommen, wo sie als unglücklich gewordene Kinder infolge ihrer Qual sich aufmachen und heim zum Vater gehen.

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