Kapitel 8-9: Die Lehre Christi und das heutige Christentum

- 26 - 8. 6 Der Ursprung des Menschengeistes und die Erbsünde Weil das heutige Christentum das große Weltgeschehen nicht versteht, darum ist es in den wichtigsten Jenseitsfragen so ratlos. Darum kann es weder den Ursprung des Menschengeistes, noch die auf dem Menschengeist lastende Sünde des Abfalles von Gott, noch den Zweck der materiellen Schöpfung erklären. In allen diesen Fragen stellt es völlig irrige Lehren auf. Viertens: Wenn man von den heutigen christlichen Religionen über den U r s p r u n g d e s M e n s c h e n g e i s t e s Aufschluß erbittet, so geben sie euch zur Antwort: 'Der Menschengeist wird im Augenblick der menschlichen Zeugung von Gott geschaffen. Er ist jedoch mit einer Sünde belastet, der sogenannten ' E r b s ü n d e ' , weil der irdische Stammvater Adam in einem irdischen Paradies gesündigt hat und diese Sünde auf alle seine Nachkommen übergeht. Sie bedenken nicht das Törichte einer solchen Lehre. • Sie erwägen nicht, daß alles, was Gott schafft, r e i n u n d o h n e F e h l aus seiner Hand hervorgeht, und daß die Befleckung eines Geistes nur durch persönliches Verschulden erfolgen kann; daß daher auch der Menschengeist, wenn er bei der menschlichen Zeugung von Gott geschaffen würde, ganz rein und unbefleckt wäre. Von einer 'Erbsünde' könnte in diesem Falle keine Rede sein. Denn wie sollten die Nachkommen Adams deswegen von Gott mit einer Knechtschaft der Sünde und einem Ausschluß vom Reiche Gottes bestraft werden, weil der Stammvater gesündigt hat? Von demselben Gott, der gesagt hat: Hesekiel 18, 20: 'Ein jeder, der Sünde tut, soll sterben; aber ein Sohn soll die Schuld des Vaters n i c h t m i t t r a g e n.' Demnach können die Nachkommen Adams nicht wegen des Abfalles ihres Stammvaters von Gott bestraft werden, wenn sie nicht selbst diesen Abfall mitgemacht haben. Tatsächlich sind sie, wie ich dich bereits belehrt habe, persönlich abtrünnig geworden, indem sie dem Beispiel Adams als Geist folgten und sich gleich ihm den Ausschluß aus Gottes Reich mit all seinen furchtbaren Folgen durch eigenes Verschulden zuzogen. • Es ist also richtig, daß der Menschengeist von der Geburt an eine Sünde auf sich hat, die ihr 'Erbsünde' nennt. Aber u n r i c h t i g ist eure Lehre, daß der Geist des Menschen erst bei der menschlichen Zeugung ins Leben tritt und eine Sünde auf sich habe, ohne persönlich gesündigt zu haben. Wie wollt ihr ferner bei eurer falschen Lehre über den Ursprung des Menschengeistes das Leid in der Welt erklären? Sollte Gott Geschöpfe zum Leiden ins Leben rufen und unter Qualen sterben lassen, ohne daß sie persönlich etwas Unrechtes begangen haben? Betrachte die Millionen von Kindern, die jährlich in größter Qual ihre Seele aushauchen! Womit haben sie das verdient? - Haben sie etwa in ihrem jetzigen Dasein Gott beleidigt, daß er sie so schwer bestraft? - Sie konnten ja noch gar nicht sündigen; sie konnten gut und böse noch nicht unterscheiden. Und doch sollte der unendlich gütige und gerechte Gott unschuldige Kinder quälen? Wo bliebe da seine Güte und vor allem, wo bliebe seine Gerechtigkeit? So grausam und ungerecht ist nicht einmal der brutalste irdische Vater, daß er sich an einem harmlosen Kind vergreift, das ihm nichts zuleide getan hat. U n d G o t t s o l l t e d a s t u n ?

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